Es ist noch nicht so lange her, da habe ich über das „Auf und Ab als Freie“ geschrieben. Jetzt gerade hängt mir mal wieder die Zunge am Boden: Ich habe gearbeitet wie eine Wahnsinnige, musste unerfreuliches Feedback einstecken, mich leider mit einem sehr scheinheiligen Kollegen rumschlagen, habe zu allem Überdruss einen Auftraggeber schwer enttäuscht, der mir sehr wichtig ist – und doch habe ich zu wenig Einnahmen. „Warum tut man sich das dann an?“, wurde gestern beim Journalistinnen-Kongress gefragt.

Eine legitime Frage, die mich auch immer wieder beschäftigt – und in Momenten wie diesen frage ich mich in der Tat, ob ich nicht einfach doch den Hut drauf werfen sollte. Aber noch liebe ich diesen Beruf zu sehr, habe genug Kampfgeist und finde zum Glück immer mehr Gleichgesinnte, um mich schon geschlagen zu geben. Nichts desto trotz wird die Frage immer dringlicher: Wie kann ich mir in einer Branche meinen Lebensunterhalt verdienen, in der manche Auftraggeber mehr als mickrige Honorare zahlen. Diese mickrige Bezahlung findet allerdings ihre Basis im Kollektivvertrag – ja, das ist kein Witz! In diesem nämlich ist folgendes vorgesehen: 25,22 € für 1.000 Anschläge. Mit Verlaub, aber das ist ein Witz! Ich habe mir mal pi mal Daumen für eine durchschnittliche Geschichte ausgerechnet, welcher Stundenlohn dabei herauskommt: Es sind erbärmliche 2 Euro 50 netto.

Im übrigen sind es gerade Qualitätszeitungen, die sofort erklären, dass sie nach diesem Tarif zahlen. Schlimm genug, aber noch dazu lügen manche: Einer Kollegin wurde die im KV vorgesehene Erhöhung als Erhöhung ihres Honorars verkauft, das sie sich ausverhandelt habe. Allein das ist schon ärgerlich genug. Etwas anderes ist aber noch viel ärgerlicher: Im KV vorgesehen ist auch eine Entschädigung für den Stundenaufwand für eine Geschichte: 33,48 € bis zu sechs Stunden und 58 € für mehr als sechs Stunden. Nur wird dieser Zeitaufwand von keinem einzigen Medienunternehmen bezahlt, das von sich behauptet „nach KV“ zu zahlen.

In der Tat fragt man sich da, ob man verrückt ist, in einer solchen Branche zu arbeiten. Zum Glück gibt es Medien, die zu schätzen wissen, was ihre RedakteurInnen leisten, und die diese Leistung auch entsprechend entlohnen. Das ist eine Antwort auf die Frage mit dem „Antun“. Die zweite Antwort sind Anlässe wie der Journalistinnen-Kongress, wo frau sich mit anderen austauschen kann, verdiente Medienlöwinnen erlebt und am Ende doch zum Schluss kommt: Auch wenn Du grad nicht weiter weißt, irgendwo geht wieder eine Tür auf.

Denn immer wieder treffe ich tolle Menschen, die mir genau dann Mut machen, wenn ich wieder knapp dran bin das Handtuch zu schmeißen. Und es gibt Menschen wie die Medienlöwin 2013 Karin Strobl, deren Kampfgeist und Energie in der Tat ein Vorbild ist, nicht zu vergessen Menschen wie die Medienlöwin Barbara Coudenhove-Kalergi, die vorgelebt hat, wie wichtig es ist als Journalistin Rückgrat zu bewahren. Nicht zuletzt gibt es viele, viele KollegInnen mit großartigem Kampfgeist: Danke an Euch von ganzem Herzen, denn Ihr motiviert mich immer wieder aufs neue dazu, den Kopf aus dem Sand zu holen und erhobenen Hauptes weiterzukämpfen. „Sich nicht entmutigen lassen und weiterkämpfen“, gab Barbara Coudenhove-Kalergi den Jüngeren mit auf den Weg. Wenn das kein Auftrag ist!