Gestern noch schrieb ich an dieser Stelle von meinem eigenen Optimismus. Heute bin ich in einer anderen Stimmung. Was hat sich geändert? Zum Beispiel ist gestern eine lange überfällige Honorarnote endlich auf meinem Konto eingelangt. Ganze sechs Wochen hat es gedauert. Doch ebenso wie ich aufs Geld warteten auch einige Rechnungen darauf, beglichen zu werden. Schnell also schrumpfte der Kontostand wieder – und schon geht der nächste Zyklus los: Wann habe ich die anderen Honorarnoten nochmal gestellt? Sollten die nicht eigentlich auch schon längst am Konto sein? Wem kann ich auf die Zechen steigen, damit der Kontostand wieder größer wird und ich wieder beruhigter?

Zugegeben: Ich wusste, worauf ich mich einließ, als ich mich dazu entschloss, mich ins Abenteuer des freien Journalismus zu stürzen. Deshalb will ich auch gar nicht allzu viel jammern. Denn nach wie vor überwiegt meine Freude darüber, dass ich wieder als Journalistin arbeite und darüber hinaus noch sehr spannende Sachen machen kann. Trotzdem: Es zehrt einfach an den Kräften, weshalb heute einer von den Tagen ist, an denen der Frust wieder mehr zum Vorschein kommt.

Was sind dafür andere Gründe? Horrorgeschichten zum Beispiel. Von denen kursieren jede Menge: Die SVA ist sowieso das Verderben schlechthin, die Bank wird Dir jede Menge Kohle abknüpfen, wenn Du offenlegst, dass Du selbständig bist, die Steuer ist ein Wahnsinn, uvm. Kurz: Man kann sowieso nicht davon leben. All das ist sehr belastend, denn so oft ich mir sage, dass ich nicht allzu viel auf all dieses Gerede geben sollte – es bleibt die Sorge, in welchen dieser Geschichten das bekannte Körnchen Wahrheit stecken könnte.

So wartet man sorgenvoll: auf den Brief der SVA, auf den Termin bei der Bank, auf die Honorarnote, darauf, ob ein Auftrag nun zustande kommt oder nicht. Und dann ermutigt man sich wieder selbst: Ich lass mich nicht unterkriegen, ich liebe diesen Job und so lange sich die Horrorgeschichten nicht bewahrheiten, gibt es keinen Grund, sich unnötig Sorgen zu machen.

Und wie sich bei mir derzeit herausstellt: Es läuft gar nicht so schlecht. Ja, ich bin immer noch weit von dem entfernt, was ich gerne verdienen möchte. Aber es geht sich derzeit noch ganz gut aus mit den Rechnungen und dem Leben. Wäre schön, wenn ich den Punkt erreichen würde, wo ich nicht mehr wie gebannt auf den Kontostand schaue und bange, ob ich denn nun schon wieder im Minus bin.

Es ist eine spannende Lebenserfahrung, die ich gerade mache. Denn wer es heutzutage im Journalismus mit positiven Denken versucht, kommt sich ohnehin wie eine Träumerin vor – bzw. wer es in Österreich versucht, muss schon sehr viel positive Energie mitbringen, um nicht unterzugehen im Sumpf des Suderns. Doch ich übe mich in Selbstmotivation und positivem Denken – keine leichten Übungen, aber all das ist sehr lehrreich. Doch es gibt dann einfach Tage wie heute, an denen ich einfach nur müde bin. Müde, Leuten hinterherzurennen, die mir Geld schulden oder Antworten zu Geschichten. Doch ich motiviere mich unermüdlich damit, dass auch wieder andere kommen, an denen es wieder nicht so schwer ist, sich in Optimismus zu üben. Eben, denn der letzte Tag, an dem das so war – ja, der war gestern.