Wenn´s um Populismus geht, ist nicht nur die deutsche CDU im Moment ganz vorne dran. Die ÖVP hat nun die Debatte um jugendliche Straftäter auch in Österreich aufgemacht und gleich auch die Vorschläge der konservativen Schwesterpartei kopiert: Generalsekretär Hannes Missethon meinte zwar, man müsse auf Prävention setzen, setzte dann aber eins drauf: „Gleichzeitig müssen wir jugendliche Straftäter aber auch wieder fit für die Gesellschaft machen“. Dafür seien Erziehungscamps eine Möglichkeit: „Dort können sie lernen, dass es Regeln gibt, und Konsequenzen, wenn man sich nicht an die Regeln hält“.
Daher soll sich Missethon nun im Auftrag der Partei „Best practice“-Modelle ansehen, unter anderem in Deutschland. Damit setzt die ÖVP ihre Strategie fort, mit populistischen Vorschlägen den Blau-Orangen WählerInnen abzugraben. Da kann der Generalsekretär noch so versichern, dass Einrichtungen wie die Boot-Camps in den USA nicht in Frage kommen. Wie inzwischen schon einige ExpertInnen klar gemacht haben, bringen auch weniger heftige Einrichtungen dieser Art nicht sehr viel.
Aber einzugestehen, dass auch bei der Jugendkriminalität Bildung das beste Rezept (wenn auch nicht das einzige) ist, damit würde sich die ÖVP einmal mehr die Frage gefallen lassen, warum sie nicht endlich von ihrer Blockadehaltung in Sachen Schulreform heruntersteigt. Außerdem klingt „Erziehungscamp“ ja auch viel knackiger.
Allerdings gilt auch hier, was mein Kollege Rainer Schüller anlässlich der Aussagen von Susanne Winter schrieb: Indem es die Vizekanzlerpartei der FPÖ oder dem BZÖ nachmachen will, trägt sie auch dazu bei, das Niveau der politischen Auseinandersetzung zu senken. Denn noch ist nicht einmal klar, wie denn die Zahlen zur Jugendkriminalität überhaupt aussehen. Aber im Populismus zählen Differenzierungen ja bekanntlich nicht allzu viel.
Das ist doch alles Firlefanz. Fakt ist, dass sich heute Eltern schlicht und einfach vor ihrem Erziehungsauftrag drücken. Drücken müssen, da ja beide berufstätig sein zu haben um einerseits eine von allen Seiten anerkannte Lebesform vorzuweisen oder, wie es in den meisten Fällen der Fall ist, überleben zu können.
Gebt doch endlich den Frauen oder Männern, die sich die Schwerarbeit, Kinder zu zufriedenen und gewinnbringenden Mitgliedern der Gesellschaftzu erziehen, antun wollen, ein Grundgehalt mit Anrechnung der vollen Erziehungszeiten auf die erforderlichen Pensionsjahre, dann haben wir alle ein riesengroßes Problem weniger. Kindererziehung ist nichts, was man so nebenbei erledigt oder einfach Institutionen überlässt. Solange Kindererziehung als Drückebergerei gilt und Frauen, die nicht außerhäuslich arbeiten als dumm und unemanzipiert gelten – und dieser Schwachsinn auch noch von vielen politischen Parteien gefördert wird – wird die Jugend und damit auch die Gesellschaft, draufzahlen. Dazu stehe ich nach wie vor!
hm, also ich könnte dem argument, dass frauen, die zu hause bleiben, als drückebergerinnen gelten, entgegen halten, dass es jene selbstverwirklichungssüchtig gelten, die arbeiten gehen. resultat: es werden frauen einmal mehr gegeneinander ausgespielt.
so sehr ich dir zustimmen kann, dass kindererziehung kein kinderspiel ist ;-) , so sehr bin ich davon überzeugt, dass es den familien selbst überlassen sein muss, wie sie ihr leben führen. ob kinder automatisch eine schlechtere erziehung genießen, nur weil ihre mütter arbeiten? oder gar eher krimineller werden? so weit ich das bislang verstanden habe, ist jugendkriminalität in erster linie ein unterschichtproblem, und da geht niemand nur wegen irgendwelcher gesellschaftlicher erwartungen arbeiten, sondern eben wie du gesagt hast: um überleben zu können.
Nein, ich spiele Frauen keinesfalls gegeneinander aus – ganz im Gegenteil. Ich wünsche mir, dass Frauen nicht gezwungen sein dürfen, aus finanziellen Gründen arbeiten gehen zu MÜSSEN. Wenn eine Frau arbeiten gehen WILL und Papa/Omi/Opa Zeit für die Betreuung eines Kindes im Familienkreis haben, ist es ja auch ok. Wenn für eine Frau die berufliche Karriere aber das Wichtigste und Lebenszweck ist, dann soll sie auf Kinder – im Interesse der Kinder – ohne schief angesehen werden zu dürfen, verzichten. Niemand kann auf zwei Bällen gleichzeitig tanzen und jeder sollte akzeptieren, dass Menschen durch verschiedene Lebensziele entsprechende Prioritäten setzen dürfen und sollen. Und ich denke, dass man von wirklich emanzipierten Frauen eine klare Entscheidung fordern darf und muss.
was ich immer noch nicht verstehe: du behauptest, dass es einen zusammenhang zwischen berufstätigkeit von frauen und der jugendkriminalität gibt? bzw. wie kommst du zu diesem schluss? gibt es dazu statistiken? und vor allem untersuchungen, welche gründe es dafür gibt? denn sollte dem so sein, so bin ich davon überzeugt, dass das vielfältigere ursachen hat als bloß die berufstätigkeit der mutter.
für die kindererziehung sind schließlich nicht nur die frauen verantwortlich. gleich die mütter ins visier zu nehmen und zu unterstellen, dass sie aus lauter karrieregeilheit die erziehung der kinder vernachlässigen, halte ich für völlig falsch.