Eine Woche lang stand der Bezirk Feldbach im Zeichen von Respekt und Toleranz. Einer der wichtigsten Träger des Projekts „8ung für alle“ war die Bezirkshauptmannschaft (BH). Im derStandard.at-Gespräch erzählt Bezirkshauptmann Wilhelm Plauder, warum die Bezirkshauptmannschaft aus seiner Sicht beim Thema Integration eine wichtige Rolle spielt und kündigt an, es nicht bei der Projektwoche belassen zu wollen. (Ein Interview für derStandard.at)
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derStandard.at: Einen ganzen Bezirk für die Themen Respekt und Toleranz sensibilisieren zu wollen, klingt nach einem großen Vorhaben. Wie kam es dazu?
Plauder: Mir war es wichtig als Behörde genauer hinzuschauen. Die Bezirkshauptmannschaft greift ja in viele Lebensbereiche ein, zum Beispiel in der Jugendwohlfahrt. Und wir erleben immer wieder, dass viele MigrantInnen – vor allem Frauen – zwischen der Kultur ihres Elternhauses und der hiesigen fast auseinandergerissen werden.
Allerdings kamen wir im Laufe der Debatten über Parallelgesellschaften sehr schnell zu der Überzeugung, dass das Thema Respekt und Toleranz ja nicht nur MigrantInnen betrifft, sondern auch für andere Menschen gelten sollte. Wir haben als Behörde eine breite Palette an Aufgaben und betreuen Menschen mit Behinderungen, führen Strafverfahren durch und vieles mehr.
derStandard.at: Was war Ihr wichtigstes Anliegen?
Plauder: Eins ist klar: Wir setzen auf die Jugend, die Workshops fanden in Schulen statt, für die kleineren Kinder gab es Theateraufführungen, es gab ein Filmprojekt – kurz, wir wollten möglichst viele mitnehmen, weil wir natürlich nicht jeden Stammtisch erreichen können. Die Welt ist nun mal wie sie ist, und in Feldbach kann man im Kleinen sehen, wie Österreich ist, und das ist Grund genug, etwas zu machen.
derStandard.at: Eine Woche ist schön, nur kann das dort Besprochene natürlich sehr schnell wieder in Vergessenheit geraten. Wird es eine Fortsetzung geben?
Plauder: Natürlich, einfach nur eine Rakete schießen und ein paar Hollywood-Veranstaltungen zu machen, das ist zu wenig. Wir werden einen langen Atem brauchen und es wird uns hoffentlich gelingen durchzuhalten. Das Projekt wurde wissenschaftlich begleitet, ZARA wird eine Evaluierung durchführen. Wir fühlen uns schon verpflichtet das weiterzuführen.
derStandard.at: Es gab auch Workshops für die Polizei und BeamtInnen der Bezirkshauptmannschaft, wie groß war das Interesse daran?
Plauder: Ich würde schätzen, dass ungefähr die Hälfte der BH-Beamten und ungefähr die Hälfte der Polizisten teilgenommen haben. Mehr wäre aufgrund der beschränkten Teilnehmerzahl gar nicht möglich gewesen, aber es können natürlich auch nicht alle zugleich daran teilnehmen, zum Teil hatten die Leute Außendienst.
derStandard.at: Ein Polizist meinte, er sei „zwangsbeglückt“ worden. Ist es nicht problematisch, wenn man Leute zu so etwas zwingt?
Plauder: Na ja, schauen wir, wie das Leben so ist: Ich habe bei einer Runde mit den Inspektionskommandanten eine erste Einladung ausgesprochen, und dann gab es ein Einladungsschreiben. Da kann es durchaus sein, dass es einen gewissen sanften Druck gegeben hat und sich da tatsächlich jemand gesagt hat: „Na, wenn der Chef sagt, ich soll gehen, schauts blöd aus, wenn ich das nicht tue.“ Vielleicht war das auch bei mir im Haus der Fall.
Aber ist das so schlecht? Es gibt manchmal im Leben Situationen, wo mann dann hinterher froh war, doch wo gewesen zu sein, auch wenn man vorher nicht so davon überzeugt war. (derStandard.at, 6.3.2007)
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