„Das Viertel ist eher links und das passt uns ganz gut“, meint Fatou, die mit ihrer Mutter gerade das Wahllokal in der rue Simon Bolivar verlässt. Diese Gegend ist völlig anders als die rue Tanger, dabei trennt die beiden Gegenden gerade einmal das Bassin de la Villette. Während die rue Tanger eher proletarisch geprägt ist und eher schmuddelig wirkt, ist man in der rue Simon Bolivar in Boboland, sie führt direkt zum beliebten Park „Buttes Chaumont“.

Hier wie dort allerdings ist die Bevölkerung sehr gemischt, und auch im Wahlkreis, in dem die rue Simon Bolivar liegt, hat der Kandidat des PS im ersten Wahlgang bereits die relative Mehrheit erreicht: Jean-Christophe Cambadélis errang 41,23 Prozent, sein Gegenkandidat von der UMP, Jean-Jacques Giannesini, kam auf 20,91 Prozent. Hier wie dort ist die Wahlbeteiligung das große Sorgenkind. „Hoffentlich kommen wir noch über die 50 Prozent“, meint ein Wahlhelfer.

„Ich finde, man hätte Sarkozy mehr Zeit geben müssen“, sagt ein Pensionist. Fünf Jahre seien zu kurz, als dass der ehemalige Präsident seine Wahlversprechen hätte umsetzen können, findet er.

„Um ehrlich zu sein, ich fühle mich nicht besonders gut informiert“, sagt Justine. „Über die Präsidentschaftswahl ist sehr ausführlich berichtet worden, über die Parlamentswahl hingegen nicht, dabei wäre diese eigentlich wichtiger“, bedauert die junge Frau, die gemeinsam mit einer Freundin wählen gegangen ist. Von den Kandidaten, die in ihrem Wahlkreis antreten, habe sie nicht allzu viel mitbekommen: „Der, dem ich gerade meine Stimme gegeben habe, kenne ich überhaupt nicht.“ Die Verantwortung gibt sie zum Teil den Medien, sie hätten Themen wie der Kandidatur von Jean-Luc Mélenchon von der Linksfront gegen Marine Le Pen zu viel Raum gegeben, oder KandidatInnen wie Ségolène Royal oder Ex-Premier Francois Fillon. „Dabei ist das für uns nicht besonders wichtig“, so Justine.

Für Sabine Morvillers gibt es zwei Themen, die nicht genug Beachtung gefunden haben: „Die Ökologie und die Bildung. Ich finde, darüber muss man sprechen, denn die jungen Leute sind in Schwierigkeiten.“ Die rund 50-jährige Frau ist Lehrerin und sie ist sehr zufrieden mit dem Wechsel, den schon die Präsidentschaftswahl gebracht hat und sie hofft, dass er auch im Parlament seine Entsprechung findet. „Mehr wissen wir heute Abend.“