Erst vor kurzem war ich zum ersten Mal ganz direkt mit dem Thema Gehörlosigkeit konfrontiert und es war eine ausgesprochen aufschlussreiche Erfahrung für mich. Es war bei einem Seminar, wo es just um das Thema Antidiskriminierung ging. Mit dabei ein Gehörloser, zwei DolmetscherInnen sorgten dafür, dass auch er am Seminar teilhaben konnte. Und doch gab es Situationen, die mir fast schmerzlich zeigten, wie unbeholfen, ja geradezu erstarrt ich zum teil war, bloß weil ich einfach nicht so recht wusste, wie damit umzugehen.

An genau diese Erfahrung musste ich gestern denken, als ich den Polizeiruf 110 ansah. Auch hier ging es um die Frage, wie man denn nun am besten mit Menschen umgeht, die aufgrund einer körperlichen oder geistigen Behinderung anders sind. Ja, dass man auch dann ordentlich daneben hauen kann, wenn man wie Kommissarin Obermaier mit den besten Vorsätzen auf sie zugeht. Sehr fein fand ich auch die Darstellung, wie vielfältig Menschen eben sind, die Trisomie 21 haben – und wie alltäglich ihr eben Leben ist, Stichwort „Poppen“.

Irgendwie ist es naiv zu glauben, dass ihr Leben so anders sein sollte, denke ich mir gerade. Genau diese Vielfalt aber wird aus meiner Sicht leider viel zu selten gezeigt, weshalb mich dieser Krimi sehr begeistert hat. Ein weiterer Grund ist, dass man sich auch wie Tauber und Obermaier fragt, wer denn hier nun normal ist. Wobei naive Vorstellungen ebenso eine Rolle spielen (die sind so lieb) wie tatsächliche Zweifel daran, wie normal eigentlich jene Menschen leben, die angeblich die Norm sind.

Sehr beeindruckend fand ich schließlich, dass der Film neben Themen wie selbstbestimmtes Leben von Behinderten inklusive Fortpflanzung auch noch Raum hatte für jenen Konflikt, den der „einarmige Tauber“ mit seiner eigenen Behinderung hat. Er sei nicht behindert, er sei versehrt, brüllte er Rosi an – um später dann doch einzugestehen, dass er doch behindert ist. Was für eine Verwandlung er auf einmal durchmacht, als er auf einmal zu beginnen scheint, sich selbst so zu akzeptieren.