Die Projektwoche „8ung für alle“ offenbarte vor allem einen riesigen Diskussionsbedarf über „die Ausländer“, nun wartet man auf die Evaluierung (Ein Artikel für derStandard.at)


Problem gebe es eigentlich keines, meint Josef Ober vom Verein „Steirisches Vulkanland“. Nur könne das aber auch bedeuten, dass vieles unter den Teppich gekehrt wird – oder „unter der Tuchent passiert“, wie es der Steirer im derStandard.at-Gespräch ausdrückt. Weil man aber eben wissen wolle, „wie die Region denkt“, habe der Verein das Projekt unterstützt.

Dass unter der Tuchent einiges versteckt ist, zeigte nicht zuletzt das Auftreten von Neonazis bei einzelnen Veranstaltungen. Darunter schlummerte aber oftmals einfach schlichte Unwissenheit, die weit entfernt von jedem extremen Gedankengut ist. Beim Antirassismusverein ZARA, dessen TrainerInnen den Großteil der Veranstaltungen bestritten, zog man daraus vor allem den Schluss: „Es ist uns gelungen, die Sprachlosigkeit zu durchbrechen“, so Karin Bischof, Pressesprecherin von ZARA und selbst als Trainerin in Feldbach im Einsatz.

Bilanz

Die Bilanz der Projektwoche kann sich sehen lassen: 10.000 FeldbacherInnen haben an den 82 Veranstaltungen teilgenommen, umgerechnet jedeR 6. FeldbacherIn. Immer wieder stellten die OrganisatorInnen fest, wie groß der Diskussionsbedarf war. Nicht immer war dies in ihrem Sinne, unentwegt wiesen sie darauf hin, dass es bei dem Projekt nicht nur um „die Ausländer“ ging, sondern auch um andere Gruppen, die von der Gesellschaft als „anders“ wahrgenommen werden.

Letztlich aber, erzählt Bischof, wollte man auch nicht darüber hinweg gehen, dass die erste Assoziation beim Begriff des „Anders sein“ nun einmal MigrantInnen waren. Daher nahmen die Debatten darüber den größten Raum ein, zugleich aber sei von TeilnehmerInnen auch deponiert worden, dass es eben nicht nur um AusländerInnen gehen solle, erzählt die Pressesprecherin zufrieden. So habe eine Gruppe festgestellt, dass die Räumlichkeiten für den Workshop für Behinderte nicht zugänglich sind.

Pläne

Dass es mit dieser Projektwoche allein nicht getan sein soll, das betonten die Verantwortlichen immer wieder. Damit die Erkenntnisse und Ideen aus den Workshops nicht verloren gehen, wurden von den TeilnehmerInnen sogenannte „Aktionspläne“ erarbeitet. Die Pläne reichen von der Errichtung eines Diskussionsforums auf der Homepage einer Jugendgruppe bis hin zu mehrsprachigen Hinweisschildern in der Bezirkshauptmannschaft.

„Jetzt sind alle ganz wild auf die Ergebnisse der Evaluierung“, erzählt Bischof. Denn das Projekt wurde wissenschaftlich begleitet, ZARA erstellt die Evaluierung, ein erster Teil soll Ende April übergeben werden, Ende Mai der zweite Teil. Vulkanland-Vorsitzender Ober verspricht, die Ergebnisse genau zu studieren: „Wir werden uns genau ansehen, was die in der vergangenen Woche gewonnenen Erkenntnisse für unsere Arbeit in den nächsten Jahren bedeuten.“ (Sonja Fercher/ derStandard.at, 9.3.2007)