Ein Wahlkampf nach dem Motto „Jetzt erst recht“ hilft nur dem Front National
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Für die Verschwörungstheoretiker sind die Neuigkeiten im Fall Dominique Strauss-Kahn wie Balsam auf die Seele: Nafissatou D., das Zimmermädchen, die den ehemaligen IWF-Chef des sexuellen Missbrauchs bezichtigt hat, hat sich in Widersprüche verwickelt, der Hausarrest über Strauss-Kahn wurde aufgehoben und manche frohlocken sogar, er könne nun doch bei der französischen Präsidentschaftswahl gegen den Amtsträger Nicolas Sarkozy antreten.
Doch eine Bestätigung für die Verschwörung sind die neuen Erkenntnisse nicht. Sie lassen zwar fraglich erscheinen, ob es sich wirklich um sexuellen Missbrauch gehandelt hat. Das nun kolportierte Telefonat aber, das D. mit einem befreundeten Häftling geführt hat, widerlegt die These, wonach es sich um eine orchestrierte Falle gehandelt habe, die Teil eines politischen Komplotts war, um den Hoffnungsträger der französischen Sozialisten für die Präsidentschaftswahl im kommenden Jahr aus dem Weg zu räumen.
Es ist nur schwer, wenn nicht gar unmöglich, sich angesichts der Vielfalt der Nachrichten und Aussagen der Anwälte eine Meinung darüber zu bilden, welche Version des Falls nun der Wahrheit entspricht. Eine sehr unrühmliche Rolle spielen hier leider auch die Medien. Gerade Vergewaltigungsvorwürfe sind äußerst heikel, umso wichtiger ist, die Justiz in Ruhe ihre Arbeit machen zu lassen. Weil der Fall aber Quote zu bringen versprach, beteiligten sich die Medien an vielfältigen Spekulationen, um nun zu beklagen, die Staatsanwaltschaft habe der Version des Zimmermädchens zu viel Vertrauen geschenkt. Doch ist es nicht logisch, dass über die Glaubwürdigkeit einer Person ein besseres Urteil möglich ist, wenn man sie länger befragt und mehr Ermittlungen anstellen konnte?
Dennoch scheint es, als würde sich der Fall in Luft auflösen. D. hat nicht nur gelogen, was ihre Asylgründe betrifft. Sie hat zugegeben, dass sie auch in Bezug auf den Verlauf des Falles gelogen hat: Sie hat nach dem Vorfall im Hotelzimmer von Strauss-Kahn nicht aufgelöst im Gang gewartet, sondern das Zimmer nebenan geputzt. Das ist zumindest irritierend.
Nichts desto trotz bleibt festzuhalten, dass es völlig unangebracht ist, wenn ein Hotelgast Sex mit einem Zimmermädchen hat. Denn sobald Machtverhältnisse im Spiel sind, ist es mit dem beiderseitigen Einverständnis nicht mehr weit her. Dafür muss Strauss-Kahn die Verantwortung übernehmen. Umso befremdlicher ist, dass manche nun auf ein politisches Comeback von Strauss-Kahn setzen.
Es gibt aber noch einen viel wichtigeren Grund, weshalb Strauss-Kahn von sich aus auf eine Kandidatur verzichten sollte. Ein Wahlkampf nach dem Motto „Jetzt erst recht“ nutzt vor allem Marine Le Pen und dem Front National. Deshalb täte die Sozialistische Partei gut daran, nicht über das Comeback eines angeschlagenen Kandidaten zu streiten, sondern sich auf die politische Auseinandersetzung mit Nicolas Sarkozy und Marine Le Pen zu konzentrieren.
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