In der aktuellen Zeit ist ein sehr lesenswerter Artikel über die Nackte-Oberkörper-Eskapaden von Putin und Sarkozy. Darin erklärt Andrea Böhm die Hintergründe dieser Entblößung: „Es geht um politische Symbolik, und in Zeiten, da Politik zunehmend zur Performance gerät, müssen sich auch Präsidenten entblößen – im wörtlichen wie übertragenen Sinn“, so ihre Analyse zur machistischen Darstellung von Putin – und Bush jr., auch wenn dieser den Oberkörper noch nicht entblößte.

Im Fall von Nicolas Sarkozy liegen die Dinge wohl anders, denn der französische Präsident tritt vielmehr als Supermann auf. Aber so ein Supermann will auch bebildert sein: Sarkozy auf der Yacht, Sarkozy mit dem US-Präsidenten auf einer Yacht, Sarkozy auf dem Pferd, Sarkozy beim Bad in der Menge,…

Die jetzige Debatte um Sarkozys Schwimmreifen, könnte man meinen, kommt da ungelegen. Schließlich brachsie erst Wochen nach Aufnahme der Bilder aus und es wäre den PR-Profis wohl lieber gewesen, wenn nicht nur die Speckröllchen des Präsidenten wahrgenommen werden. Aber selbst das erfüllt seinen Zweck: Erstens sind die Bilder nun einer breiten Öffentlichkeit bekannt. Zweitens: Was will man mehr als Bilder eines mit seinem kleinen Sohn urlaubenden Präsidenten, das ist doch in jedem Fall sympathisch. Ja, und drittens kann immer noch der Mitleidsbonus einsetzen: Das ist doch gemein, wie die Medien mit dem Präsidenten umgehen.

PS: Böhms macht in ihrer Analyse allerdings einen wichtigen Denkfehler, nämlich in Bezug auf Deutschland: „Wer die schlimmsten Zeugnisse einer Ideologie der nationalen Kränkung und der Hypermaskulinität nachlesen will, der wird in der deutschen Presse und Literatur der zwanziger und dreißiger Jahre des vergangenen Jahrhunderts fündig. Dann weiß man auch wieder, warum martialische Machismoposen hier so gründlich diskreditiert sind…“ Weit gefehlt, würde ich meinen. Schließlich hatte auch Gerhard Schröder einiges an Machismo aufzuwarten und dass auch bei ihm das Aussehen von Bedeutung war, ließ sich ganz deutlich bei seiner Klage gegen Berichte, er würde sich seine Haare färben, beobachten…