Schon bisher scheute sich die frühere sozialistische Präsidentschaftskandidatin Ségolène Royal nicht davor, ihr Privatleben für politische Zwecke zu instrumentalisieren. Wurde sie dann allerdings auf ihr unangenehmen Seiten angesprochen, berief sie sich auf den Schutz der Privatsphäre.

Wie verlogen dies zum Teil war, zeigte sich am Sonntagabend, als sie die mediale Aufmerksamkeit des Wahlabends nutzte und die Trennung von ihrem Lebensgefährten und Parteichef Francois Holland bekannt gab. Noch während des Wahlkampfs für die Präsidentschaftswahl hingegen hatte sie heftig dementiert, dass bei den beiden der Haussegen schief hing. Ja, sie hatte sogar angedeutet, dass die beiden heiraten könnten.

Nun will sie das alles nur zum Schutz der Kinder behauptet haben. Nur warum ist dieser Schutz der Kinder am Wahlabend der Parlamentswahl nicht mehr nötig? Ganz einfach, er musste Royals Interessen weichen, damit sie Hollande, der einen Achtungserfolg der Sozialistischen Partei feiern könnte und damit innerparteilich nicht mehr ganz so schwach da stand, die Show stehlen konnte.

Nicht immer war ihre Inszenierung problematisch, zum Beispiel als sie als Ministerin hochschwanger im Parlament auftrat. Die gleiche Debatte, ob denn eine Schwangere auch in der Politik bleiben könne (Stichwort Rabenmutter), hatten wir in Österreich mit Ex-Justizministerin Karin Miklautsch und der Grünen Nationalratsabgeordneten Eva Glawischnig auch (allerdings um Jahrzehnte später). Die peinlich inszenierte Besuch des Fernsehens bei der Familie Royal-Hollande, zu sehen in „Sarko et Ségo sont dans un bateau“ war dann schon hart an der Grenze, auch wenn sie damit eine gleichberechtigte PartnerInnenschaft illustrieren wollte.

Die Privastsphäre von PolitikerInnen bedarf meiner Meinung nach unbedingt eines besonderen Schutzes. Medien, die trotzdem aufdringlich nachbohren und spekulieren, sind ebenso unangenehm wie eben PolitikerInnen, die sich damit spielen. Nichts desto trotz bin ich mir sicher, dass eine Royal, die als Single in den Wahlkampf gegangen wäre, erhebliche Probleme gehabt hätte. Genauso ging es aber auch ihrem Konkurrenten Nicolas Sarkozy, bei dem es während des Wahlkampfs immer hieß, dass Cécilia Sarkozy bereits nicht mehr bei ihm lebe und man nur noch den Schein aufrecht erhalten habe, die beiden seien noch zusammen. Denn ein Präsident ohne first lady? Das geht nun mindestens so wenig wie ein first husband…

Dass es als Problem gesehen wird, hat einerseits mit überholten Vorstellungen von idealen PartnerInnenschaften zu tun. Denn warum sollten diese bei PolitikerInnen nicht genauso vielfältig sein wie bei dem Durchschnitt der Bevölkerung? Andererseits hat es mit überholten Vorstellungen von Politik zu tun, nach denen ein Mann oder eben eine Frau alles entscheidet. Zum Glück ist das in einer Demokratie nicht so, insofern sind diese Debatten so oder so einfach nur mühsam.