Als ich Gerlindes nette Geschichte über den Mann gelesen habe, dem wir in Österreich die Kartoffeln zu verdanken haben, war ich sofort wieder nach Paris zurückversetzt. Denn dort wohnte ich in der avenue Parmentier, ja und Antoine-Augustin Parmentier war jener Mann, der in Frankreich dafür gesorgt hat, dass die Kartoffeln größere Verbreitung gefunden haben. Denn zwar wurde diese mehr als hundert Jahre vor seiner Geburt in Frankreich eingeführt, bloß essen wollten sie die FranzösInnen nicht so recht, denn sie waren als Schweinefutter verschrien.

Sie haben es ihm nicht leicht gemacht: Aus seiner Zeit als Kriegsgefangener der Preußen hatte er die Kartoffelsuppe in guter Erinnerung, denn sie war sehr nahrhaft. Als dann die Akademie von Besancon einen Wettbewerb ausschrieb, welches Gemüse die beste Nahrung für unterernährte Menschen sei, schlug er die Kartoffel vor – und gewann einen Preis. Zwar wurde die Kartoffel in Zeiten des Hungers dankbar angenommen, in Zeiten der Commune, als Paris belagert war, sollen sogar in den Tuilerien Kartoffeln angebaut worden sein.

Dennoch überwog die Skepsis – und Parmentier griff zu Tricks, zum Beispiel lud er zu Abendessen, bei denen Kartoffeln serviert wurden – unter seinen Gästen soll sogar Benjamin Franklin gewesen sein. Den Durchbruch aber soll er folgendermaßen erreicht haben: Er ließ sein Kartoffelfeld in der Nähe von Neuilly von Soldaten bewachen, über Nacht jedoch blieb es unbewacht. Die Menschen in der Umgebung waren natürlich neugierig geworden, welches wertvolle Gemüse denn da angebaut wird, das sogar bewacht werden muss – und bedienten sich ;-) .

Andere Aktivitäten des französischen Kartoffelkönigs: Er war verantwortlich für die erste Pocken-Impfaktion, gründete eine Brotbäcker-Schule, entdeckte, dass man auch aus Rüben Zucker gewinnen kann, suchte nach Wegen, wie man Lebensmittel besser konservieren kann und schlug Einfrieren als Methode für die Konservierung von Fleisch vor.

Gut, ich gebe zu, alle Details habe ich damals noch nicht gewusst, als ich dort gewohnt habe. Aber dass er im Garten des Invalidendoms Kartoffeln angepflanzt hat und für die Verbreitung dieses Gemüses in Frankreich verantwortlich war, das alles konnte ich in der U-Bahnstation nachlesen. Eigentlich könnte es sich Wien auch überlegen, in den U-Bahnstationen Tafeln aufzustellen, die erklären, nach wem oder was denn nun die jeweilige Station benannt ist.

Links:
Wikipedia
Histoire en Ligne
Histoire de la pomme de terre
Paris Inconnu

Foto: Paris Inconnu