„Kulturen bekämpfen sich nicht, sie fließen zusammen“: Dies zu beweisen sind Ilja Tojanow und Ranjit Hoskoté mit ihrem Buch „Kampfabsage“ angetreten. Auch wenn es paradox scheint, so wird in Europa so getan, als habe sich die „europäische Kultur“ völlig von äußeren Einflüssen entwickelt, weshalb sie sich so grundlegend von jener aus anderen „Kulturkreisen“ (gern wir abstrakt von der „islamischen“ oder „arabischen Welt“ gesprochen, was auch immer darunter zu verstehen ist.)
Paradox ist dies vor alle deshalb, weil man durchaus bereit ist, bestimmte Einflüsse anderer Kulturen anzuerkennen. Nehmen wir – weil´s grad vor der Tür steht – das Beispiel Weihnachten: Es ist bekannt und wird Kindern auch weitergegeben, dass der Baum eine Ursprünge in heidnischen Sonnwendkulturen hat. Ebenso wird anerkannt, dass die Ostereier wenig mit der biblischen Geschichte zu tun haben, sondern dass sich auch hier der christliche Glauben mit heidnischen Traditionen vermischt hat.
„Kampfabsage“ ist eine ausgesprochen spannende und lehrreiche Lektüre über Einflüsse aus anderen Ländern und Kulturen auf die „europäische Kultur“. Es wäre fein, wenn man wieder mehr Ehrlichkeit walten ließe und anerkennt, dass die „europäische Kultur“ eben keine völlig abgehobene ist, sondern dass sie sich im Laufe der Jahrhunderte über vielfältige Einflüsse entwickelt hat, nicht zuletzt aus dem Islam. Um es mit Trojanow und Hoskoté zu sagen: „Wenn wir die Gründung der modernen Gesellschaft feiern, sollten wir nicht so sehr die „christliche Tradition“ loben, sondern die ruhmreiche Tradition des Zusammenfließens.“
Dies nämlich würde dazu beitragen, die virtuelle Grenze zwischen „wir“ und „die anderen“ aufzulösen, über die leider ein schon viel zu breiter Konsens herrscht und die leider dazu führt, dass Menschen mit einer anderen Herkunft als aus Österreich und mit einer anderen Religion als dem Christentum nicht als vollwertig anerkannt werden. Das heißt nicht, die europäische Kultur über Bord zu werfen, sondern es bedeutet vielmehr, eines ihrer wichtigsten Elemente zu leben: Menschen mit Respekt zu begegnen, sie also als gleichwertig anzuerkennen.
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