Zwar wandte sich Ilja Trojanow zunächst darum, etwas zum aktuellen Thema „Minarett-Verbot in der Schweiz“ zu sagen: „Es dauert ja nicht lang, bis die ersten Anfragen kommen – und dann sagt man lieber schnell was, um die Leute wieder loszuwerden“, äußerte er seine Vorbehalte darüber, zu aktuellen Ereignissen, die etwas mit den Themen seiner Bücher zu tun haben, Stellung nehmen zu sollen.

Doch ganz verkneifen kann er sich eine Stellungnahme dann auch wieder nicht und deklariert sich: „Das ist zivilisatorischer Selbstmord!“

Szenenwechsel vom Kreisky-Institut, wo er am Montag sprach, ins Haus der Industrie. Dort hielt der Chef der Wiener Industriellenvereinigung, Georg Kapsch, gemeinsam mit der Wiener Stadträtin für Integration, Sandra Frauenberger, Caritasdirektor Michael Landau und GFK-Chef Rudolf Bretschneider eine Pressekonferenz mit dem Titel „Vielfalt als Chance: Zuwanderung und Integration in Wien“ ab.

Auch wenn es dort um andere Themen ging, schwebte die Abstimmung in der Schweiz doch wie ein Damoklesschwert über der Runde. Caritasdirektor Landau unterstrich seine Ablehnung des Ergebnisses durch die eindringliche Wiederholung seiner Forderung: „Der politische Missbrauch politischer Symbole muss gestoppt werden!“ Mit einem Nachsatz drückte er sein Missfallen auch an einem anderen aktuellen Ereignis aus: „Sei es Kreuz oder Minarett.“

Auf double-standards wies Kapsch hin, indem er die Annahme formulierte: Würde in Österreich über Rechte der ägyptischen KoptInnen abstimmen, wäre das Ergebnis wohl ja, während eine Frage über über Minarette wohl negativ ausfallen würde. Sein Fazit: „Über alles kann man eben nicht abstimmen lassen.“

Ein wahres Wort, gelassen ausgesprochen, könnte man sagen. Bzw. vielmehr: Gerade am Beispiel der Volksabstimmung in der Schweiz zeigen sich – eigentlich wichtige – Grenzen der direkten Demokratie oder aber der Demokratie, verstanden als alleiniger Macht der Mehrheit, auch auf Kosten der mit ihr lebenden Minderheiten. So aber wird Demokratie eigentlich schon lange nicht mehr definiert – und sollte es auch nicht werden!