Der ehemalige französische Fußballspieler Lilian Thuram wurde 1972 auf der französischen Überseeinsel Gouadeloupe geboren. Seine Mutter übersiedelte im Jahr 1980 aufs französische Festland, ein Jahr später folgten ihr ihre Kinder. Thuram wuchs in der Pariser Banlieue in der Stadt Bois-Colombes auf. Seine Karriere als Fußballprofi begann er beim AS Monaco. Mit dem AC Parma gewann er den Uefa-Pokal, mit Juventus Turin wurde er zweimal italienischer Meister, mit Frankreich wurde er im Jahr 1998 Fußballweltmeister, im Jahr 2000 Europameister sowie 2006 Vizeweltmeister. Er ist mit 142 Länderspielen französischer Rekordnationalspieler.
Nachdem er seine Fußballkarriere aus gesundheitlichen Gründen beenden musste, gründete er eine Anti-Rassismus-Stiftung, die seinen Namen trägt. Diese betreibt Anti-Rassismus-Erziehung von Kindern und Jugendlichen, gibt pädagogische Materialien für LehrerInnen heraus und stellt allerlei Material auf ihrer Homepage zur Verfügung. Thuram selbst besucht Schulen, um mit den SchülerInnen über Rassismus zu sprechen.
Außerdem ist Thuram Autor zweier Bücher: In „Mes étoiles noires“, „Meine schwarzen Sterne“ (leider derzeit nur auf Französisch erhältlich) stellt er Schwarze vor, die im Laufe der Geschichte eine Rolle gespielt haben, in normalen Geschichtsbüchern aber nicht vorkommen. Es sind Widerstandskämpfer, Dichter, Musiker, Sportler oder Politiker. In „Manifeste pour l´égalité“, „Manifest für die Gleichheit“ (leider ebenfalls derzeit nur auf Französisch erhältlich) lässt er Wissenschaftler aus verschiedenen Fachrichtungen zu den Themen Rassismus, Gleichheit, Anti-Diskriminierung, gesellschaftliche Vielfalt zu Wort kommen. Außerdem sind darin Werke von Künstlern wie Rappern oder Fotografen abgedruckt.
Zuletzt kuratierte Thuram die Ausstellung „Expositions. L´invention du sauvage“, „Ausstellungen. Die Erfindung des Wilden“, die bis Anfang Juni 2012 in Paris zu sehen war. Darin wird einerseits die Geschichte der Konstruktion des „Wilden“ nachgezeichnet. Andererseits zeigt sie erschütternde Zeitdokumente über „Menschenzoos“, in denen noch bis 1958 Nicht-Weiße wie Tiere in Zoos ausgestellt wurden. Außerhalb von Paris wurde die Ausstellung bislang leider nicht gezeigt. Außerdem macht Thuram bei einer Kampagne des Vereins „Comité contre le contrôle au faciès“ mit, die sich gegen ethnic profiling bei der Polizei engagiert. Im Herbst wird ein Video erscheinen, in dem Thuram über seine eigenen Erfahrungen in dieser Hinsicht berichtet. (Erschienen in: www.m-media.or.at)
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