Wenn ich am Weißensee bin, steht ein Essen auf jeden Fall auf dem Speiseplan: Kärntnernudeln. Dieses Mal nicht nur wegen mir, sondern auch weil Frau Stocksreiter, die uns beim Wohnungputzen hilft, so davon geschwärmt hat. Dabei erzählten meine Großmutter und meine Mutter einmal wieder eine Geschichte, die ich noch nicht kannte. Bei meiner Großmutter zu Hause nämlich, am Nagglerhof, gab es früher immer „weiße und rote Kropfn“ (Kropfn = Kärntnernudeln). Weiße sind die ganz normalen, mit Topfen und Kartoffeln gefüllten Nudeln. Rote wiederum heißen auch Klotzennudeln oder Kletzennudeln.

What the hell sind Klotzen, wie meine Oma sagt, oder Kletzen, wie sie wohl auch in anderen Teilen Österreichs genannt werden? Das da:

Noch nicht erkannt? Es sind Dörrbirnen.

Ja, und auch mit diesen lassen sich natürlich Nudeln füllen. Gekauft haben wir sie beim Lagerhaus, und zwar in rauhen Mengen, denn so einzeln gibt es sie nicht. Dann mussten sie erst einmal eingelegt werden, denn sonst stauben sie einem/-r bei den Ohren raus.

Nächster Schritt: Passieren. Praktisch dabei ist der alte Fleischwolf meiner Oma.

Ja, und dann wird Topfen beigemischt, ein Schuss Rum und Zucker (je nachdem, wie süß die Klotzen sind). Hier zum Vergleich die Fülle der beiden:

Zum Schluss rein in den Teig – und damit man die beiden Nudeln auseinander halten kann, werden die roten Kropfn anders gekrendlt:

Zum Vergleich die weißen links oben:

Nun möchte man meinen, dass die roten Kropfn dann zum Nachtisch serviert werden. Weit gefehlt, sie werden gemeinsam serviert. Wie schmeckt´s? Sehr gut. Bloß werde ich beim nächsten Mal die roten Kropfn definitiv zum Nachtisch servieren oder als eigene Speise, denn süß und sauer, das packe ich einfach nicht. Die KärntnerInnen haben anscheinend ein Faible für süß-sauer, siehe Reindling belegt mit Schinken und Kren (wie man nen Reindling macht, werde ich mir das nächste Mal beibringen lassen, nur so viel: Es ist weißes Brot mit Rosinen…).

Aber da bin ich in guter Gesellschaft, denn bei uns wird der Reindling maximal mit Honig gegessen und sowohl meine Oma als auch meine Mutter mögen die weißen Kropfn lieber. Schade, denn ansonsten sind diese Dinger echt lecker!

Ach ja, zum Schluss noch was Praktisches: Schon bei meinem letzten Weißensee-Aufenthalt habe ich gemerkt, dass es sich sehr auszahlt, unter der gelehrigen Aufsicht der Oma zu kochen. Die nämlich hat noch den einen oder anderen Trick auf Lager. So zum Beispiel zum Thema Teig: Ich habe mich immer weiß wie abgemüht, den Teig auf der Küchenplatte ohne allzugroßen Wasser- und Ölverlust zu machen. Der Tipp der Oma: Mach ihn doch einfach in einer Schüssel. Zu meiner eigenen Beruhigung fügte sie hinzu, dass auch ihre Schwester das erst vor kurzem von ihr gelernt hat – uff!

Aber die Schüssel nicht gleich wegräumen, wenn der Teig fertig ist. Schließlich kann man, wenn sie groß genug ist, damit auch den Teig abdecken – und ihn so vor unliebsamen Naschern wie zb frechen Katern schützen ;-) .

Die Rezepte für Teig und weiße Kropfn gibt´s hier.