Für den Nino war die Zeit am Weißensee natürlich geradezu paradiesisch: Jeden Tag konnte er nach Herzenslust in Garten und Wald rumtollen, Schmetterlingen, Grashüpfern oder gar Vögeln nachjagen und wenn er denn mal zu Hause war, kriegte er von der ganzen Familie seine Streicheleinheiten ab.

Und natürlich bietet auch die Wohnung nicht enden wollende Entdeckungsmöglichkeiten, zum Beispiel den Kleiderkasten: Kleider reingeräumt, auch Katze verstaut, Tür zu – oder?

Blöd bloß, dass es da in der Nachbarschaft so viele Katzen gibt. So kam es dann, wie es kommen musste: Eines Tages war von Nino weit und breit nichts zu sehen. Normalerweise kommt er in der Früh maunzend auf meine Mutter zu, die am Weißensee fürs Futter zuständig war, weil sie früher aufsteht. Nix da, Nino hatte sich wo verzogen. Auf der Galerie fand ich ihn dann, eingerollt und irgendwie komisch. Als er dann aufstand, war klar, was los war: Kater humpelte, er hatte sich was an seinem Hinterlauf zugezogen.

So lernte ich denn auch den ortsansässigen Tierarzt kennen. Oma meinte zwar: „Oba wos, des weat scho wieda.“ Gut, da sieht man mal wieder, dass sie von nem Bauernhof kommt, klar dass man da nicht wegen jeder Verletzung einer Katze den Tierarzt ruft. Aber dass Kater leidet, das muss ja nu auch nicht sein.

Es war leider eher eine Tortur, denn erstens mussten wir Nino in seinen Käfig bekommen, zweitens ist der Tierarzt in Greifenburg, sprich wir mussten dort erst mal hinfahren. Ein netter Kerl, der Nino gleich mit Spritzen versorgte. Seine Erklärung: Seine Verletzung muss sich Nino bei nem Kampf mit einer anderen Katze zugezogen haben, denn die beißen sich anscheinend gern in die Füße…

Nach der Rückkehr hat Nino erst einmal geschlafen. Kaum ausgeschlafen, war er schon wieder zu Abenteuern bereit ;-) . Über Nacht aber musste er vorerst zu Hause bleiben – er trug´s mit Fassung, meine Mutter weniger, denn wenn Katze nicht rauskann, ja dann will sie spielen, spielen, spielen. Aber ich glaube, insgeheim hat sie es schon sehr genossen…

Die Rückreise war ein wenig schwierig, denn er maunzte recht viel. Verständlich, denn nach zwei Wochen Freiheit wieder in so nem kleinen Käfig zu sein, das ist schon nervig. Kaum in der Wohnung in Wien angekommen, war alles wieder gut. Faszinierend, wie schnell er sich da umstellen kann. Mir fällt das schwerer, denn irgendwie bin ich immer noch nostalgisch, wenn ich an den Urlaub denk.