Mit einer schlichten Überschrift hat der STANDARD die schiefe Optik zusammengefasst, die der Umgang der Polizei mit den dramatischen Ereignissen in Krems erweckt. Leider kann man sich des Verdachts nur schwer erwehren, dass bei Polizisten eben ein anderes Maß angelegt wird: Während die Beamten mit dem Hinweis, sie stünden unter Schock, erst nach Tagen verhört wurden, wurde beim verletzten Jugendlichen darauf keine Rücksicht genommen.

Dass die Polizisten unter Schock standen, soll hier keinesfalls in Zweifel gezogen werden. Allerdings besteht wohl auch kein Zweifel daran, dass dies auch auf den Jugendlichen zutrifft. Und so sehr man die Begründung für die Verzögerung nachvollziehen kann: Dass es aber drei Tage dauert, bis sie verhört werden, das ist wirklich schwer nachvollziehbar.

Dies ist jedoch nicht die einzige Sache, die rund um diesen Vorfall irritiert. Ebenso irritierend ist die Aussage von Innenministerin Maria Fekter, man müsse berücksichtigen, „dass pro Jahr viele Polizisten im Einsatz schwer verletzt oder getötet werden“. Dies ist sicherlich richtig, nur was will Fekter mit diesem Satz aussagen? Wird es damit legitim, dass ein Verdächtiger erschossen wurde? Nein,  nicht mit dieser Argumentation, sondern vielmehr möglicherweise durch die Umstände des Einsatzes. Einen treffenden Kommentar dazu hat Hans Rauscher im STANDARD geschrieben, ebenso sein Kollege Michael Möseneder.

Ein dritter Punkt, der irritiert, betrifft den „dritten Mann“ und dass seine ethnische Herkunft genannt wurde. Angesichts der Informationen, die bislang bekannt wurden, scheint es nicht so, als wäre diese Angabe relevant. Dass man damit, wie ich meine, vorsichtig sei sollte – sowohl als Polizei als auch als Medium -, liegt daran, dass diese Information immer wieder dazu missbraucht wurden, rassistische Vorurteile zu schüren.