„Das ist die Kampagne eines amtierenden Präsidenten“, höre ich hinter mir eine Journalistin sagen. „Erinnert mich an 2002“, pflichtet ihr ein Kollege bei – damals war Jacques Chirac zur Wiederwahl angetreten. Es ist Donnerstag Nachmittag und ich habe mich jenseits des Périphérique begeben, um den Worten von Monsieur le Président zu lauschen. Nicolas Sarkozy präsentiert dort sein Programm – ein Moment, der von vielen schon lange erwartet worden war. Hinzugefügt hat er einen „Brief an das französische Volk“ – ganz nach dem Vorbild von Francois Mitterrand.
Vor einem vollen Saal legt Sarkozy denn auch los. Allein, der Schwung fehlt ihm. „Der ist aber nicht in Form“, kommentiert die Journalistin hinter mir. In der Tat wirkt er hölzern, fast ein bisschen erschöpft. Erst im Laufe der Pressekonferenz redet er sich ein wenig in Fahrt, vor allem dann, wenn er seinen wichtigsten Konkurrenten Francois Hollande angreift.
Das Programm selbst enthält wenig Neues, und es ist auch wenig überraschend, dass er sich vor allem auf seine eigene Erfahrung als Kapitän in der Krise beruft, um sich von Hollande abzugrenzen. Er sei der Garant für ein stabiles Frankreich, während sein sozialistischer Konkurrent trotz leerer Kassen teure Wahlversprechen mache.
Insgesamt hat mich dieser Auftritt überrascht zurückgelassen, zeigte Sarkozy doch nur wenig von dem Wahlkampf-Viech, als das ich ihn vom letzten Wahlkampf in Erinnerung habe. Aber es war ja auch eine Pressekonferenz und kein Wahlkampfauftritt im eigentlichen Sinn. Den großen Auftritt soll es am 15. April geben, an der place de la Concorde. Und dieser soll laut Sarkozy fulminant werden, und zwar was die BesucherInnen-Zahlen betrifft: „Da wird sich die schweigende Mehrheit versammeln“, so der Kandidat.
Nähere Infos zu Sarkozys Programm und seinem Brief gibt´s auf diesen Seiten:
www.lafranceforte.fr (Wahlkampfseite von Nicolas Sarkozy)
Libération: „Pour Sarkozy, «l’impératif» budgétaire et les valeurs d’abord“
Blog von Arnaud Leparmentier auf Le Monde: „Nicolas Sarkozy promet d’assainir les comptes publics et critique l’Europe“
Blog von Francoise Fressoz auf Le Monde: „L´audace perdue de Nicolas Sarkozy“
Le Figaro: „Sarkozy projette le gel de la contribution française à l’UE“
Spiegel Online: „Sarkozy will EU-Beiträge einfrieren“
Handelsblatt: „Ganz Krisenmanager und Staatsmann“
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