Natürlich war ich beim Match Türkei-Kroatien im 16. Bezirk. Immerhin habe ich mich ja so langsam dahin gearbeitet: Erst hatte ich es nur bis zum Gürtel geschafft und dann mitten drinnen. Wobei, wo mitten drinnen waren wir eigentlich?

Schon vorher hatten uns beide immer wieder Leute angesprochen: „Was? Ihr wollt in den 16. Bezirk? Mutig!“ Meine Kollegin Babsy und ich fragten uns schon, ob wir überhaupt noch zurechnungsfähig sind, dass wir beiden uns quasi todesmutig mitten unter die türkischen und kroatischen Fans wagen wollten. 16. Bezirk als Gefahrenzone, seit wann das denn? Und seit wann sind andere Fußballfans friedlicher? 

Wir ließen uns nicht beirren und fuhren zum Yppenplatz, wo wir hofften, das Spiel unter türkischen Fans ansehen zu können – und wo außerdem ein Graffitiprojekt Station gemacht hat. Nur wo waren sie bloß, die türkischen Fans? Zumindest nicht am Yppenplatz, denn der war fast völlig in österreichischer Hand – bzw. eigentlich vielmehr in jender der Bobos, bekanntlich ein ausgesprochen gefährliches Völkchen ;-) . Wir kamen aus dem Kopfschütteln kaum noch heraus…

Das weitgehend öde Fußballspiel sahen wir uns dann in einem recht coolen Setting an: In der Yppengasse hatte es sich eine Gruppe junger Leute auf ihrem Lieferwagen bequem gemacht und projizierte das Spiel per Beamer an eine Hauswand – gleich um die Ecke auf der Ottakringer Straße die kroatischen Fans.

So waren wir zumindest noch irgendwie auf unsere Kosten gekommen, denn wir waren schon nahe dran, in ein Gürtellokal auszuweichen, denn Brunnenmarkt unter lauter ÖsterreicherInnen und ohne das Match so richtig sehen zu können, das war ja nun nicht das, was wir uns vorgestellt hatten…

Und dann: Was für spannende letzte Minuten!!! Die KroatInnen waren bereits in Jubel ausgebrochen, als die Türken dann doch noch ein Tor schossen – und jubelten und Autokorso fuhren, was das Zeug hielt. Am Gürtel war wie immer die Hölle los und eine Freundin, die wir am Gürtel zufällig trafen, meinte: „Wie wollen die sich noch steigern mit ihren Feiern?“ Tja, einen möglichen Vorgeschmack bekamen wir wenige Minuten später, als auf einmal ein Lastwagen auffuhr, wer weiß, was den TürkInnen noch so alles einfällt :-) .