Auf den Fotos, die an den Wänden hängen, sieht er aus wie Adonis höchstpersönlich: Der Betreiber des Adonis-Bades ist sichtlich stolz auf seine kleine Herberge: „Es war früher eine Mühle, die einzige Mühle weit und breit und die Leute kamen aus den umliegenden Dörfern, um ihr Mehl bei uns zu mahlen“, erzählt er. Heute dient das alte Mühlhaus als Eingangsbereich, wo die Besucher ihre Eintrittskarten für das dahinter liegende Bad lösen, etwas essen und sich vor allem mit Getränken versorgen können.
Das Bad liegt im Westen der Insel, nördlich der Hafenstadt Paphos, und muss jeden Besucher bezaubern, denn es erwartet einen ein kleines Wasserparadies: Es gibt mehrere kleine Teiche, durch die sich das Wasser über Wasserfälle seinen Weg ins Tal bahnt.
Ob Adonis dort nun tatsächlich gebadet hat, ist eine andere Frage – dem geschäftstüchtigen Betreiber des Bades wird nachgesagt, er habe den Mythos zum Bad dazu erfunden. Ein guter Tourismus-Gag ist es in jedem Fall, eine Touristen-Falle ist das Bad allerdings keineswegs – vor allem im Vergleich zu dem in den meisten Reiseführern beworbenen Bad der Aphrodite, das nur wenige Kilometer weiter im Norden liegt, schon deutlich besser touristisch erschlossen und dementsprechend gut besucht ist.
Baden im Aphro-Look
Eigentlich aber ist Zypern die Insel der Göttin der Schönheit und der Liebe: Auf der Akamas-Halbinsel soll Aphrodite in dem nach ihr benannten Bad mit ihren jungen Liebhabern gespielt haben. Die Gegend ist im Unterschied zu den klassischen Reisezielen wie Agya Napa oder Protaras eher für Individualtouristen geeignet.
Für die meisten Ausflüge in der Umgebung ist ein Auto notwendig, in manche Gegenden sind sogar nur mit einem Jeep erreichbar. Eine Schwierigkeit dabei ist allerdings der Linksverkehr, ein Überbleibsel der britischen Herrschaft über die Insel. Auf der Halbinsel lassen sich feine Strandurlaube verbringen. Liebhaber von Kiesstränden sollten sich an das Bad der Aphrodite halten: In der Umgebung gibt es einige schöne Strände, die auch noch nicht so überlaufen sind.
Sonnt man sich lieber an Sandstränden, bietet sich Lara-Beach an. Der Strand ist mit dem Auto gut erreichbar und man sollte ruhig die Piste ein Stück entlang fahren, denn der Strand ist sehr groß. Teilen muss man sich ihn allerdings mit Meeresschildkröten, die hier Brutplätze haben und von der „Lara-Turtle-Station“ betreut werden.
Die Brutplätze sind leicht erkennbar und nachdem die Schildkröten vom Aussterben bedroht sind, sollte man diese Sandhügel auch unbedingt in Ruhe lassen. Während der Brutzeit wird der Strand sogar bewacht, damit die Gelege nicht zerstört werden. Der Strand ist allerdings groß genug, so dass für Mensch und Tier auf alle Fälle genug Platz ist.
Aber nicht nur für Sonnenanbeter ist die Akamas-Halbinsel ein schönes Urlaubsziel: Aktivurlauber kommen auf Naturlehrpfaden auf ihre Kosten und wer sich für die politische Situation der geteilten Insel interessiert, kann sich auf den Spuren der türkischen Zyprioten begeben, die im Gebiet südöstlich der Stadt Polis lebten.
Überirdisch Speisen
Wer lieber große Hotels oder Bungalowanlagen mag, findet in der Gegend der Stadt Polis im Norden genug Auswahl. Eine alternative Art der Unterbringung in dieser Gegend bieten die Organisationen Agrotourismus und Cyprus Villages unter dem Slogan „Urlaub inmitten der Dorfgemeinschaft“ an: Etwas weiter im Landesinneren, aber dennoch in tolerierbarer Nähe zum Strand, kann man in traditionellen Bauernhäusern übernachten, die in den vergangenen Jahren adaptiert und revitalisiert wurden.
Auch für Feinschmecker bietet Zypern einige Köstlichkeiten. In vielen Restaurants gibt es keine Speisekarten, sondern sie bieten nur Meze an: Das ist keine Speise und kann schon gar nicht mit einem Menü aus unseren Breiten verglichen werden. Im Grunde ist es eine Abfolge verschiedener Speisen, die in unbestimmter Reihenfolge serviert werden. Meist fängt es mit den typischen Vorspeisen an, die es im ganzen Mittelmeerraum gibt.
Hier sollte man sich allerdings bereits in Zurückhaltung üben, denn die nächsten Gänge kommen bestimmt und man kann unmöglich alles aufessen. Nach den Vorspeisen folgen verschiedene Hauptspeisen. Serviert wird, was in der Küche gerade fertig wurde. Auch Desserts gehören zu einer Meze, in erster Linie werden Früchte serviert. Um den Magen zu unterstützen, empfiehlt sich Ouzo, zypriotischer Brandy oder aber ein zypriotischer Kaffee.
Während die meisten Speisen, die bei den Mezes serviert werden, auch typisch für die Küche der übrigen Länder des Mittelmeerraums ist, gibt es eine sehr typisch zypriotische Speise, die man sich nicht entgehen lassen sollte: Kleftiko. Die Zubereitungsart dieses Gerichts ist eng mit dem Unabhängigkeitskampf der Zyprioten gegen die Osmanen verbunden: Weil man mit einem offenen Feuer riskierte, entdeckt zu werden, wurde die Ziegen oder Lämmer in eingegrabenen Lehmöfen zubereitet, in denen sie zum Teil tagelang luftdicht verschlossen gegart wurden. Auch heute noch wird Kleftiko auf diese Weise zubereitet, allerdings in überirdischen Öfen. (Der Standard, Printausgabe 26./27.3.2005)
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