„Pipolisation“, zu österreichisch vielleicht mit „verseitenblickisierung“ der Politik zu übersetzen: So heißt es in Frankreich, wenn ein Politiker mit seinem Privatleben hausieren geht. Präsident Nicolas Sarkozy nervt damit schon seit Jahren, und nun gibt es ein neues Kapitel, denn er zeigte sich mit der Sängerin Carla Bruni, anscheinend seine neue Flamme, in der Öffentlichkeit.
Schwupp, und schon war das Privatleben des ersten Mannes Frankreichs wieder groß in den Medien. Le Figaro überschlug sich geradezu, gleich die drei ersten Meldungen waren heute Nachmittag dem Thema gewidmet inklusive der Frage: „Wäre Carla Bruni eine gute First Lady?“.
Immerhin, die „Libération“ näherte sich dem ganzen Rummel bereits kritisch, aber auch in der linksliberalen Zeitung wurde es zum Aufmacher – und das an einem Tag, wo in Paris über Finanzhilfen an die Palästinensische Autonomiebehörde verhandelt wird…
Schon begann ich mich sehr zu ärgern und machte mich bei „Le Monde“ auf die Suche nach einem kritischen Kommentar. Allein: Dort war nichts zu finden. Wenn das Absicht ist, dann Hut ab, denn allein schon für die Clickrate in der Internet-Version ist diese Geschichte sicher ein Renner (allein schon bei der First Lady-Frage auf „Le Figaro“ gibt es fast 400 Postings). Also noch schnell ein Blick in die Printversion: In einer kleinen Kurzmeldung handelt „Le Monde“ das Thema ab. So stelle ich mir das vor, wenn eine Qualitätszeitung mit einer solchen Geschichte umgeht!
Ach ja, im Übrigen passierte noch mehr als die Geberkonferenz: Staatssekretärin Fadela Amara hat grobe Züge ihres Plans für die Banlieues erläutert. Dazu etwas zu sagen ist sicherlich deutlich schwieriger (auch für mich…), das Thema aber sollte der französischen Öffentlichkeit deutlich wichtiger sein als das Liebesleben des Präsidenten.
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