Vergangene Woche hatte ich das Vergnügen, bei Harald Martenstein eine Schulung zu Kolumne und Glosse zu besuchen. Hat wirklich großen Spaß gemacht, denn aus ihm sprudeln die komischen Geschichten nur so hervor. Zudem ist er ein sehr sympathischer Zeitgenosse, der Kritik so zu äußern versteht, dass man richtig Lust bekommt, sich auszuprobieren und zu lernen.

Für den Workshop sollten wir einen Text verfassen. Nur worüber schreiben? Und vor allem: Kann ich das wirklich, das mit dem lustig sein? Egal beschloss ich, ein Schreibcoaching bei Amelie Gräf hat mir Mut gemacht, auch mal was auszuprobieren und zu riskieren. Also schrieb ich drauf los und schickte ihn ein.

„Der beste Maßstab, ob ein Text lustig ist, sind immer Sie selbst“, meint Harald Martenstein. „Wenn nicht einmal Sie einen Text lustig finden, ist er es wohl auch nicht. Aber wenn schon, gibt es da draußen sicher jemanden anderen, dem es auch so geht.“ So viel sei gesagt: Der erste Entwurf fiel durch. Vielen Dank an dieser Stelle an Herrn Martenstein und die anderen TeilnehmerInnen für die feine Kritik – und an ihn für den Input für ein besseres Ende.

Wie heißt es noch: Wer nicht wagt, nicht gewinnt? Deshalb wage ich es nun, den Text in einer überarbeiteten Version online zu stellen. Ich selbst finde ihn ja witzig. Mal sehen, ob es Ihnen auch so geht. Wenn nicht halte ich mich an Samuel Becket und werde es wieder probieren und hoffentlich das nächste Mal zumindest besser scheitern.

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Der Piefke und der Masochist

Eine Geschichte über die trennende gemeinsame Sprache und dem angespannten Verhältnis des kleinen Bruders seinem großen gegenüber.

Ein Österreicher und ein Deutscher sitzen in einem Wirtshaus gemeinsam am Stammtisch. Der Österreicher ist in einen Monolog verfallen, wie ihn Promille manchmal hervorbringen:

„Ihr Deutsche habt´s einfach keinen Humor. Na ja, haben tut´s schon einen, aber so an lauten und platten. Die feine Klinge, wie man so sagt: Das ist das wahre. Und das können wir. Na gut, der Mundl ist schon ein bissl derb. Oder der Roland Dühringer. Aber so wen wie den Qualtinger habt´s es net. Oder wie den Hader. Der Hader, ja, das ist halt österreichischer Humor! Da, wo einem das Lachen im Halse stecken bleibt.“

Der Deutsche runzelt die Stirn, doch bevor er etwas sagen kann, setzt der Österreicher schon wieder seinen Monolog fort: „Man darf halt alles nicht immer so ernst nehmen. Das ist das Problem von Euch Deutschen: Es seids viel zu ernst. Man muss si doch net gleich so aufregen: Am Amt, da sans alle deppert. Das war scho immer so.

Und immer diese Ordnung! Ein bissl ein Chaos ist doch was Feines. Zackig und geordnet: So seids es halt, Ihr Deutschen. Und so laut! So wie Euer Humor (lacht in sich hinein). Zackig, ja, so spielt´s auch Fußball. Aber da hammas Euch geben: 3 zu 2 hamma Euch wegputzt. Damals. In Cordoba. Mit der Schmach müssts erst einmal fertig werden, es Piefke!“

Der Deutsche sieht den Österreicher irritiert an und fragt: „Was habt Ihr nur immer mit diesem Piefke?“

Der Österreicher: „Ach, stell Dich nicht so an. Ihr habt doch sicher auch so ein Wort für uns Österreicher. Das kannst mir nicht erzählen!“

Der Piefke grübelt nach. Zögernd erwidert er: „Vielleicht Masochisten?“