Nun ist er also wieder gekommen, der Gedenktag zu 9/11. Zum 20. Mal jährt sich dieses schreckliche Ereignis, das zu begreifen mir immer noch schwer fällt. Genauso schwer wie die Tatsache, dass wir eine Pandemie erleben oder dass der Klimawandel so richtig zuschlägt. Aber dazu ein anderes Mal.
Dieses Mal ein paar Gedanken zu 9/11 und der Form der „Gedenkkultur“, wie ich sie beobachte. Zu dieser gehören die Aufnahmen der Flugzeuge, die in die Twin Towers fliegen. Und jedes Mal, wenn ich die Anfangssequenzen sehe, bin ich entsetzt, dass sie so selbstverständlich gezeigt werden. Denn jedes Mal, wenn sich diese Bilder anbahnen, muss ich daran denken, dass wir immer und immer wieder dabei zusehen, wie tausende Menschen einen grausamen Tod sterben. Vermutlich brauchen wir Menschen ja diese Bilder, um begreifen zu können, dass diese Dinge wirklich geschehen sind. Und um diese Ereignisse verarbeiten zu können.
Denn dass in Medienunternehmen nur sensationsgeile Menschen arbeiten, denen nichts heilig ist – mit dieser Unterstellung war ich oft genug konfrontiert, und sie mag in Einzelfällen durchaus zutreffen, aber ganz bestimmt nicht für die vielen, vielen engagierten JournalistInnen, von denen ich einige kennenlernen durfte, die tagtäglich unter immer schwieriger werdenden Bedingungen ihrer Arbeit verantwortungsvoll nachgehen.
Dennoch komme ich mit diesen Bildern nicht zurecht. Dennoch muss ich meinen Blick abwenden. Denn mir helfen diese Bilder einfach nicht dabei, zu begreifen, was da geschehen ist. Schlimmer noch, sie machen es mir umso unbegreiflicher.
Denn ist das Leben, das uns geschenkt wird, nicht ohnehin viel zu kurz? Warum ist es offenbar so viel einfacher, anderen das Leben schwer zu machen oder es ihnen gar zu nehmen, als sich dafür einzusetzen, dass es für möglichst viele Menschen in eine gute bzw zumindest bessere Richtung geht?
Das genaue Gegenteil geschieht momentan in Afghanistan, schlimmer noch: hier ein Europa maßt man sich an, das Recht zu haben zu entscheiden, welche Menschen das Recht haben, sich in Sicherheit zu bringen. Ganz so, als wären Menschenrechte wie das Recht auf Asyl etwas, auf das nur ausgewählte Menschen Anspruch hätten. Als müsste man sich Menschenrechte verdienen, wo doch die Essenz von Menschenrechten jene ist, dass sie jedem Menschen von Geburt an zustehen.
Genau deshalb habe ich wohl ein Problem mit den immer wiederkehrenden Bildern der in die Twin Towers fliegenden Flugzeuge: sie tragen eben nicht zu mehr Empathie bei. Sie bewirken nicht, dass endlich genug Menschen aufstehen, weil sie so viel Leid satt haben. Ich hab auch nichts für die Kritik übrig, dass man angesichts der Twin Tower-Angriffe betroffen sei, aber vom Leid im Rest der Welt unberührt bliebe. Als könnte man den Tod eines Menschen da mit dem Tod eines Menschen dort aufwiegen. Nein, der Tod eines Menschen ist immer ein Drama, er hinterlässt überall Schmerz und Leid. Und ich bleib dabei: es ist nicht in Ordnung, dauernd Bilder davon zu zeigen, wie zahlreiche Menschen einen grausamen Tod sterben.
Darüber zu reden ist wichtig, ich halte es auch nicht für falsch, wenn wir darüber sprechen, wo wir an diesem Tag waren und wie wir das erlebt haben. Denn nur so können wir das völlig Unbegreifliche verarbeiten. Und so wenig wir es vermutlich begreifen können, verarbeiten müssen wir es. So schwer uns das auch fällt,
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