Selten passiert es mir mal, dass mir ein Film deutlich besser gefällt als das Buch. In 99,9 Prozent der Fälle bin ich enttäuscht, weil dieses oder jenes Detail fehlt, das aber unheimlich wichtig wäre oder das die Geschichte richtig abrunden würde oder das sie gar eine andere Wendung nehmen ließe und so weiter. Gestern aber habe ich einen Film gesehen, der hundert Mal besser – was sage ich, er war um Häuser besser war als das Buch: The Good German.

Das Buch fand ich ganz spannend, aber so richtig überzeugt hat es mich nicht. Ich hab es zwar, wie es sich für ne brave Buchleserin gehört, zu Ende gelesen, aber ich war dann auch froh, als es aus war. Zu sehr nämlich schien Joseph Kanon darum bemüht gewesen zu sein, die Person der Lena Brandt unbefleckt zu lassen, so dass er unzählige andere Figuren brauchte, um die Geschichte noch erzählen zu können. Im Film aber ist Lena eben alles andere als unbefleckt, ja sie ist sogar eine der vielen TäterInnen, wie es sie eben in Nazi-Deutschland gegeben hat.

Zwar brauchte ich eine Weile, um mich von der Geschichte aus dem Buch zu lösen, um dem Film folgen zu können. Schließlich hätte ich erwartet, dass sich wie im Buch zwischen George Clooney und Cate Blanchett eine wunderbare Liebesgeschichte entspinnt. Dementsprechend irritiert war ich, wie kratzbürstig Lena im Film auftrat. Erst als ich kapierte, dass der Film eine völlig andere Geschichte erzählte, konnte ich mich drauf einlassen. Chapeau für die Macher des Films!

Denn der Film deckt Facetten dieser Zeit auf, die im Buch viel zu ungenau und viel zu kompliziert erzählt wurden, so dass der eigentliche Kern der Geschichte verloren geht. Durch die für einen Film ja ohnehin nötigen Verkürzungen ist eine wirklich spannende Geschichte aus Berlin nach Ende des Zweiten Weltkrieges und zu Beginn des Kalten Krieges geworden. Kann ich wirklich empfehlen!

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