In Orléans hielt die Linksfront eine Demonstration für alle jene BewohnerInnen ab, die nicht zur großen Kundgebung des charismatischen Kandidaten Mélenchon in Marseille fahren konnten.
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„Es tut mir weh, aber ich muss es tun. Ich muss das Geld jenen zurückgeben, von denen ich es bekommen habe. Hier, nehmen Sie!“ Mit diesen Worten verteilt mitten in der Innenstadt von Orléans ein als Bankier verkleideter Aktivist der Linksfront, 500-Euro-Scheine (natürlich keine echten). Es ist Samstag und der „Front de Gauche“ hält in der Stadt der Jeanne d´Arc eine Wahlkundgebung ab – für jene OrléanerInnen, die nicht nach Marseille fahren können. Dort versammelte der Kandidat der Linksfront, der charismatische Jean-Luc Mélenchon, seine AnhängerInnen am Prado-Strand. Angeblich nahmen an dieser Veranstaltungen 120.000 Menschen teil, womit Mélenchon an die TeilnehmerInnen-Zahlen der Großkundgebungen von Nicolas Sarkozy und Francois Hollande herankommen würde: Die beiden Favoriten für die Präsidentschaftswahl versammelten am Sonntag in Paris jeweils 150.000 und 100.000 TeilnehmerInnen – dies sind Angaben der VeranstalterInnen, versteht sich.
Regionalpolitiker Marc Brynhole ist einer der Organisatoren der Demo in Orléans und er strahlt vor Begeisterung: „Hier sind 1.000 Menschen, die Hälfte von ihnen kenne ich gar nicht.“ Die extreme Linke ist in der Loirestadt nicht besonders stark: Die Kommunistische Partei hat zwei Sitze im Stadtparlament, in der Regierung der Region „Centre“ acht Sitze.
Es ist ein bunter Demozug, der durch die Einkaufsstraße von Orléans zieht. Es dominieren die Fahnen der kommunistischen Partei und der Gewerkschaft CGT und natürlich Wahlplakate der Linksfront. Einzelne Frauen tragen die roten Hauben der „Sansculottes“. Durch die Lautsprecher werden die politischen Forderungen der Linksfront durchgegeben: „Rente mit 60“ – Jubel – „Mindestlohn von 1.700 Euro“ – Jubel – „Die Banken sollen für die Krise zahlen“ – Jubel. Als der Demozug bei einer Bank anlangt, wird ein kurzer Zwischenstopp eingelegt: Der verkleidete Banker mit Zylinder gibt seine Meinungen von sich und versucht einen Politiker zu übertönen, der mit einer Schärpe in den Farben der französischen Fahne neben ihm steht. „Wollt Ihr Euch das gefallen lassen?“, ruft Brynhole den DemonstrantInnen zu, die johlend protestieren.
Als der Demozug an jenem Platz ankommt, der von der Statue von Jeanne d´Arc dominiert wird, trifft er auf Anhänger der Grünen, die dort Flugblätter verteilen, sowie auf eine Veranstaltung einer Wohlfahrtsorganisation. „Wir wollen alle das Gleiche: Die Situation der sozial Schwachen verbessern“, ruft ein Vertreter der Organisation per Lautsprecher zur Solidarität auf.
Der Platz wird nicht nur von der Statue der Jungfrau von Orléans dominiert, gleich zwei Banken residieren hier in stattlichen Gebäuden, ebenso die Handelskammer. Ein geradezu ideales Setting für die Linksfront, die im Anschluss an eine Kundgebung durch die Altstadt weiterzieht und die Demonstration mit einem Konzert ausklingen lässt.
Bei der Wahl im Jahr 2007 hatte Nicolas Sarkozy in Orléans mit 52 Prozent gewonnen, im ersten Wahlgang kamen die KandidatInnen der extremen Linken in Orléans auf rund sieben Prozent der Stimmen. Auf Spekulationen über den Wahlausgang für den Linksfront-Kandidaten Mélenchon kommenden Sonntag will sich Regionalpolitiker Brynhole allerdings nicht einlassen: „Wir geben nichts auf Umfragen. Wir wollen Inhalte einbringen.“
(Dieser Artikel ist auch unter www.paroli-magazin.at erschienen.)
(Regionalpolitiker Marc Brynhole)
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