Fortsetzung des Reiseberichts über Zypern, immer noch der erste Tag, allerdings noch einmal eine Rückblende vor meine Ankunft in Lapithos/Karşıyaka: Eigentlich hatte ich meine Reise ja gut getimed, denn ich wusste noch nicht, dass am 3. September auch die Verhandlungen beginnen würden, als ich den Flug gebucht habe. Natürlich wollte ich live dabei sein, wenn sich Demetris Christofias und Mehmet Ali Talat nach dem offiziellen Auftakt der Verhandlungen den Medien stellten. Allerdings stand das alles nicht gerade unter einem guten Stern. Ich sage nur: Ankunft um 3 Uhr 45 in Larnaka – morgens, wohlgemerkt.

Ich hatte vorsichtshalber ein Hotel in Larnaka gebucht, um zumindest ein bisschen Schlaf zu bekommen. Auch hatte ich es geschafft so aufzustehen, dass es sich eigentlich ausgehen musste, um 9 Uhr 30 am Internationalen Flughafen von Nicosia zu sein. Der Flughafen ist schon lange nicht mehr in Betrieb, sondern fungiert als UNO-Hauptquartier.

Das ist auch der Grund, warum das alles nicht ganz so einfach war, denn wie ich eine Woche später sah, ist das Gelände riesig und die Medienleute wurden per Konvoi zum Ort der Gespräche gebracht. Wer bis 9 Uhr 30 nicht da war, konnte nicht mehr rein – wer drinnen war, im Übrigen auch nicht mehr raus, bis die Verhandler ihre Arbeit getan hatten…
Na ja, aber es begann ja schon damit, dass ich von der Strandpromenade in Larnaka aus den Weg auf die Autobahn nicht und nicht finden konnte. Entweder ich war noch zu verschlafen, um die Wegweiser richtig zu lesen, oder aber diese Wegweiser sind einfach nicht besonders gut – ich schätz, es war eine Mischung aus beidem.

Endlich, endlich war ich dann auf der Autobahn und kam Nicosia immer näher. Allerdings war mir klar, dass ich betteln würde müssen, um reingelassen zu werden, denn ich würde nicht punktgenau um 9 Uhr 30 dort sein, sondern ein paar Minuten später. Ungefähr wusste ich, wie ich zum Flughafen kommen müsste. Genau leider nicht, denn es war mir schlichtweg unmöglich einen Plan zu finden, wo dieser eingezeichnet war.

Angeschrieben ist das vermaledeite Ding mal nicht und auch die UNO ging anscheinend davon aus, dass man weiß, wo er ist. Meine Freundin Elena hatte mir den Weg beschrieben und gemeint, dass das eigentlich ganz einfach sein müsste. Ist es eigentlich auch, wenn man weiß, wo man hin muss, sehr wohl aber, wenn man das nicht weiß und noch dazu allein mit dem Auto unterwegs ist und kein GPS hat. Also versäumte ich leider den Auftakt der Verhandlungen und konnte mich nur damit trösten, dass die eigentlichen Gespräche erst eine Woche später stattfinden würden – auch wenn sich die meisten Medien dann nicht mehr so dafür interessieren würden.

Was mich am meisten fuchste: Ich hätte es eigentlich schaffen können, ja, ich war eigentlich sogar dort und fuhr anscheinend die ganze Zeit drum herum. Seufz! Aber immerhin wusste ich nun, wo ich beim zweiten Treffen eine Woche später hin musste. Noch dazu ist der Grenzübergang Kermia/Metehan, über den man mit dem Auto in den Norden fahren kann, auch gleich um die Ecke, so dass ich wenigstens auch diesen Weg nun schon kannte.

Aber zuerst ging´s in die Innenstadt. Das ist schon fast ein Ritual für mich: Auto auf dem Parkplatz bei der Constanzia Bastion abstellen und in der Ledra Street einen Kaffee trinken. Gestärkt machte ich mich dann also auf den Weg. Da ich noch nie mit dem Auto in den Norden bin, war ich ein wenig nervös, wie das wohl funktionieren würde, und im Norden gefahren bin ich auch noch nie.

Aber zur Abwechslung klappte alles wie am Schnürchen und wäre ich nicht zuerst falsch abgebogen, wäre ich wohl gleich auf die autobahnähnliche Straße in Richtung Kerinia geraden und nicht auf die alte Landstraße. Aber da ich ja nun keinen Stress mehr hatte, genoss ich diesen kleinen Umweg. Dass ich in die richtige Richtung unterwegs war, war leicht zu erkennen: Ich fuhr direkt auf das Fünffinger-Gebirge zu, also musste ich irgendwann auch zur anderen Straße stoßen können.

So war es denn auch und das neue Abenteuer konnte beginnen: Zum ersten Mal allein mit Mietauto im Norden unterwegs und es warteten tolle Ausflüge auf mich. Ich würde im Unterschied zu meiner Reise im Jahr 2006 Zeit haben, mir die Umgebung von Kyrenia näher anzusehen, würde die Zitrusfrüchtehaine von Morphou besuchen, die Halbinsel Karpasia, und, und, und. Ach, wie schön!