Viele halten den AnhängerInnen des Burka-Verbots entgegen, dass dieses Problem vermutlich nur wenige Frauen in Österreich betrifft. Dies macht zwar deutlich, wie populistisch diese Debatte ist, doch als Argument allein reicht das nicht: Auch wenn nur eine handvoll Frauen dazu gezwungen werden, sich durch das Tragen von Burka oder Nikab unsichtbar zu machen, ist dies Grund genug, um sich Maßnahmen zu überlegen, um sie dabei zu unterstützen, diesem Zwang zu entgehen.

Unterstützung wohlgemerkt, und hier ist der springende Punkt: Ein Verbot ist keine Unterstützung, vielmehr fügt man damit eine weitere Form der Unterdrückung hinzu, indem man ihnen verbietet, überhaupt auf die Straße zu gehen – und bei jenen Frauen, die Burka oder Nikab freiwillig und aus Überzeugung tragen, schafft man gar erst eine Form der Unterdrückung.

Geht die Unterdrückung denn etwa weg, wenn man sie nicht mehr sieht? Angenommen, eine Frau wird von ihrem Mann tatsächlich dazu gezwungen, die Burka zu tragen: Inwieweit sollte ein Verbot daran etwas ändern? Würde ein Mann, der seine Frau aus Überzeugung zum Tragen der Burka zwingt, diese Überzeugung wegen einer Strafandrohung über Bord werfen? Oder würde er ihr nicht vielmehr erst recht verbieten, sich in der Öffentlichkeit zu zeigen? Dies ist das eigentlich Entlarvende an der Diskussion und zeigt, wie wenig es eigentlich um die „Befreiung der Frau“ geht. Dies ist umso fragwürdiger, wenn zugleich Vereine immer mehr um ihr finanzielles Überleben bangen müssen, die tatsächlich Unterstützung anbieten.

Entlarvend ist auch, wie inkonsistend die Bilder sind, die Staatssekretärin Christine Marek ihrem Vorschlag zugrunde legt: Sie will ein Burka-Verbot etwa in Banken oder beim Autofahren. Doch wenn nun die Burka ein Symbol für Fundamentalismus und die Unterdrückung der Frau ist, wie passt das dann damit zusammen, dass sie anscheinend doch Bankgeschäfte durchführen und mit dem Auto fahren?

Wirklich empörend ist schließlich, dass PolitikerInnen den Begriff Diskriminierung in diesem Zusammenhang anführen. Nicht weil er nicht zutreffen könnte, sondern vielmehr deshalb, weil dieses Thema in Österreich schmerzlich vernachlässigt wird – außer wenn es um „die anderen“ geht.