„Was sind für Euch eigentlich die Vorteile des Freien-Daseins?“, warf kürzlich meine Kollegin Susanne Wolf als Frage in die Freien-Runde. Gerade in den letzten Wochen habe ich wieder einmal die zwei sehr konträren Seiten dieser Arbeit so intensiv erlebt wie schon lange nicht mehr. Das bange Warten auf Honorare und die quälenden Fragen: Hat das wirklich Zukunft? Will ich mir das wirklich weiter antun? Bis dann endlich wieder die richtige Frage kam: Wie kann ich mich besser aufstellen? Nun ja, im Grunde sind es Fragen, die Angestellten nicht minder fremd sind, denn finanzielle Sicherheit muss noch nicht glücklich machen.

Gender und Innovation

Zum Glück gibt es eben auch die andere Seite des Freien-Daseins: Ich habe in den vergangenen Wochen Geschichten gemacht, die mir dermaßen Spaß gemacht haben, dass ich mir ein Leben nicht mehr vorstellen will, zu dem diese Arbeit nicht mehr dazu gehört. Ich konnte an meine bisherigen Recherchen zu „Frauen in der Technik“ anknüpfen, dieses Mal habe ich mir für die Zeitschrift Austria Innovativ die Wissenschaft genauer angesehen. Dafür konnte ich mit neuen, spannenden ExpertInnen sprechen und habe eine wesentliche Erkenntnis gewonnen: Auch wenn Frauenförderprogramme durchaus eine wichtige Funktion erfüllen – so lange sich das System nicht grundsätzlich ändert, werden wir bei dem Thema nicht vom Fleck kommen. Dabei geht es weit darüber hinaus, mehr Kinderbetreuungsplätze zu schaffen oder mehr Männern die Karenz schmackhaft zu machen. Wer mehr darüber wissen möchte: Hier geht´s zur Zeitschrift.

Die Welt auf den Kopf gestellt

© Welthaus

Das andere Thema waren internationale Beziehungen. Nur wenig vermisse ich mehr, seitdem ich derStandard.at verlassen habe, als die vielfältigen außenpolitischen Entwicklungen per Agentur zu beobachten, in eigenen Berichten aufzuarbeiten und damit auch noch meinen Lebensunterhalt zu verdienen. Seit damals beobachte ich die internationale Politik mehr aus dem Augenwinkel, denn ich habe mich auf andere, nicht minder spannende Themen konzentriert. Umso größer war mein Vergnügen, für Upgrade, die Zeitschrift der Donauuni Krems, wieder einmal darin eintauchen zu können. Thema: Global Network Society. Was ich dabei besonders geschätzt habe war, dass ich einen kritischen Blick auf die Wahrnehmung internationaler Beziehungen werfen durfte. Das schönste Geschenk war das Feedback einer Expertin: „Der Artikel regt zum Nachdenken an.“ Wer ihn gerne lesen möchte: Bitte folgen Sie mir.

Vielfalt und Freiheit

Kurzum: Die Arbeit als freie Journalistin ermöglicht es mir, meine vielfältigen Themen und Zugänge unter einen Hut zu bringen. Natürlich, es wäre falsch zu behaupten, dass ich das in meinen Anstellungen nicht konnte oder dass das in einer Anstellung unmöglich wäre. Ganz im Gegenteil. Aber im Moment genieße ich es einfach, dass es ganz allein an mir liegt – und dass ich die Freiheit habe zu entscheiden, wann, wo oder für wen ich all das machen kann.

Dazu kam, dass mich im vergangenen Jahr eine private Angelegenheit in Atem hielt. Es war schlichtweg sehr praktisch, dass ich geradezu überall meinen Arbeitsplatz aufschlagen konnte und damit auch kurzfristig zu meiner Familie reisen konnte, ohne dass ich mir auch noch allzu viel Gedanken um ArbeitgeberInnen oder ArbeitskollegInnen machen musste. Die einzige, mit der ich das alles ausmachen musste, war ich selbst.

Selbständig-sein ist nicht immer angenehm. Aber ich bin dankbar für all das, was ich dadurch gelernt habe. Und ich bin all jenen Menschen dankbar, die mich unterstützt, mir zugehört und mir Mut zugesprochen haben,  die schöne, interessante oder spaßige Momente mit mir verbracht haben, und die sich mit mir auf so manches Abenteuer eingelassen haben.

Kampfgeist und Begeisterung

Nein, ich bin wirklich nicht bereit, auf diese Freude zu verzichten, die mir diese Arbeit ebenso wie diese Art zu arbeiten macht. Ich hoffe, dass mir mein Kampfgeist noch eine ganze Wiele erhalten bleibt. Zumindest werde ich alles dransetzen, diese Begeisterung für Themen und für den Journalismus insgesamt weiterzugeben. Diese Welt ist so vielfältig, so spannend, so schmerzhaft, so schön und einfach genial: Es lohnt sich, sie zu entdecken – und es macht einen Heidenspaß, darüber zu schreiben.

PS: Es war kürzlich wieder die Rede davon, wie schwierig der Arbeitsmarkt für JournalistInnen ist, und es gab wieder frustrierende Berichte über anstehende Kündigungen und Einsparungen. Die Krise des Journalismus will ich mit meinem Beitrag keinesfalls schönreden. An dieser Stelle möchte ich nicht nur Werbung für den Freien:Stammtisch machen, sondern auch für die Österreichischen Journalismustage, bei denen es um guten Journalismus gehen wird. Ich freu mich schon!