Tag 5: Eigentlich sollte es mein letzter Tag im Norden werden, zumindest wenn mein türkisch-zypriotischer Freund Fadil rechtzeitig von seinem Familienausflug zurückkommen würde. Bis dahin wollte ich mir auf jeden Fall noch etwas ansehen, und warum nicht die nähere Umgebung des Hotels? Erste Station: Lapta/Lapithos, ein Dorf an den Hängen des Fünffinger-Gebirges – besser gesagt im unteren Teil des Dorfes.

Das Dorf war früher ein gemischt besiedeltes Dorf, heute kann man hier noch Spuren aus dieser Zeit sehen – und die Folgen der türkischen Besetzung des Nordens, denn 1974 ergriffen die griechischen Zyprioten die Flucht oder wurden vielmehr dazu gezwungen, ihre Dörfer zu verlassen.

Einige ihrer Häuser wurden an türkische Zyprioten übergeben, in Lapta/Lapithos zum Beispiel leben viele Flüchtlinge aus dem nun im griechischen Süden liegenden Paphos. Wer in diesem Haus wohnt, konnte ich leider nicht in Erfahrung bringen.

Die Folgen von Bürgerkrieg, griechischem Putschversuch, türkischer Intervention und Teilung der Insel aber lassen sich nicht nur daran festmachen. Der Zustand der Häuser zeugt von den wirtschaftlichen Schwierigkeiten der türkischen Zyprioten.

Was mich vor allem sehr nachdenklich machte ist die Tatsache, dass der Norden ja in den vergangenen Jahren einen enormen Bauboom erlebt hat – ein Boom, von dem ganz offensichtlich nur einzelne Personen und nicht die türkischen ZypriotInnen insgesamt profitierten. Die Dörfer abseits der Touristengegenden, aber auch große Teile von Kyrenia selbst scheinen davon nichts zu haben – abgesehen davon, dass der Blick auf die Küste von Beton verstellt ist.

Wie ich ja schon öfter erwähnte, war diese Gegend für ihre Zitronen- und Orangenhaine berühmt – und wenn man die Küstenstraße verlässt und in die höher gelegenen Teile der Dörfer fährt, kann man sich das ein bisschen besser vorstellen. Da die Straßen sehr, sehr eng sind und es eine wirkliche Herausforderung ist, da hinaufzufahren, muss das der Phantasie überlassen bleiben.Noch dazu war es an diesem Tag extrem schwül, so dass ich dann doch schnell wieder die Kühle des Autos suchte. Schade – aber es stört mich auch nicht, wieder einen Grund oder eigentlich mehrere Gründe zu haben, um wieder dorthin zurückzukehren.

Zweite Station: Karaman/Karmi, ein einst griechisches Dorf. ZypriotInnen findet man dort heute keine mehr, auch keine türkischen. Heute ist es quasi eine ausländische Kolonie, denn es wird vorwiegend von BritInnen, Deutsche und ÖsterreicherInnen bewohnt. Sie haben die Häuser von den türkisch-zypriotischen Behörden unter der Auflage bekommen, sie zu restaurieren. Dadurch ist Karaman/Karmi bis heute ein wunderschönes Dorf, auch wenn alles ein wenig schräg ist.

Nächster Halt: Das wunderschöne Kloster Bellapaís.

Vom Kloster aus hat man einen tollen Blick auf die Gegend – und man kann auch die Folgen des Baubooms im Norden sehen. Leider sind manche Häuser nur Rohbauten, die wie faule Zähne die Gegend verschandeln.

Andere Häuser wiederum laden zum Träumen ein – und um ehrlich zu sein: Es ist einfach eine Riesen-Versuchung, denn in dieser Gegend ein Haus zu haben, muss einfach wunderbar sein. Dennoch ist es bedenklich, wie wild viele dieser Bautätigkeiten stattgefunden haben, viele davon zu allem Überdruss auf griechisch-zypriotischem Grund.