Es ist so weit: Es wird gewählt, bei großartigem Wetter noch dazu. Der erste Wahlgang erst einmal, aber der war schon spannend genug. Im Wahllokal gleich um die Ecke, in der rue Jourdain, war schon Einiges los. Aber schon mit den Leuten zu reden, dazu fühlte ich mich noch nicht so wirklich bereit. Es kostet mich schon in Österreich immer wieder eine große Überwindung, wildfremde Leute anzureden. Und dann erst in einem fremden Land und auf Französisch: Ja, das ist noch einmal ein Stück schwieriger.

So beschloss ich, mir noch etwas Zeit zu geben, um mich ins Gefecht zu werfen. Mein erster Weg führte mich ins Innenministerium an der place Beauvau, wo ein Medienzentrum eingerichtet war. Noch bis vor wenigen Wochen residierte hier Nicolas Sarkozy als Minister. Strategisch nicht dumm gelegen: Gleich hinter dem Elysée, von wo aus Sarkozy seinem Erzfeind Chirac im wahrsten Sinne des Wortes am A…. gehen konnte.

Für mich war es wirklich großartig, mal wieder die Luft der internationalen Presse schnuppern zu können: Im größten Raum waren TV-Kameras aufgebaut, in einem Nebenraum hatten die Radio-JournalistInnen ihren Stützpunkt, in einem weiteren jene der „presse écrite“ (wörtlich die „geschriebene Presse“), wo ich mich niederließ – und gleich ein neues Wort lernte: WIFI – zu Deutsch: W-LAN.

Leider aber wollte mein Laptop davon nichts wissen – und auch nicht jene der anderen ausländischen KollegInnen. Die armen Techniker, denn sie waren zwar sehr hilfsbereit, aber es war ein Kraftakt, in dem wir uns durch die Systemdateien durchkämpften. „Mist! Ich hätte meine Deutsch-Kenntnisse vorher noch einmal auffrischen sollen“, seufzte einer. Ich bemühte mich, meine natürlich umfassenden Kenntnisse der französischen Computersprache nicht allzu sehr heraushängen zu lassen ☺ – hm, na ja, ok, ich geb´s zu: Zum Glück sind die Vokabel meistens aus dem Englischen, und ein paar Dinge wusste ich noch von jenem Schockmoment, als mir mein Laptop bei meinem letzten Paris-Aufenthalt abgeschmiert ist und ich schon einmal für einen Freund übersetzen musste, der mir zum Glück meine Diplomarbeitsteile retten konnte…

Aber leider war alles vergeblich: Weder Proxy-Einstellungen noch Firewall noch was weiß ich was waren falsch eingestellt. „Technisch haben wir die europäische Einigung noch nicht geschafft“, scherzte der Techniker. Daher teilte ich mir mit einer algerischen Kollegin den einzigen Computer, den das Ministerium zur Verfügung gestellt hat. Beide fluchten wir, denn das kostete nicht nur Zeit (Beitrag auf dem eigenen Comp schreiben, per CF-Card auf den anderen Comp spielen und dort ver-emailen), sondern auch Nerven: Die französische Tastatur sieht nämlich völlig anders aus als die deutsche… Seufz!

Nicht nur in London gibt man viel auf Tradition…