Mit diesen Worten kommentierte Yann Barthès einen Schlagabtausch zwischen den beiden Präsidentschafts-Kandidaten Francois Hollande und Nicolas Sarkozy. Barthès moderiert das „Petit Journal“, eine Satire-Sendung ähnlich wie die „Heute-Show“, Thema des inszenierten Schlagabtauschs im „Petit Journal“ (nachzusehen hier, Sendung vom 24.4.2012): Der Vorschlag von Sarkozy, drei TV-Duelle mit Hollande zu bestreiten.

Mit diesem Vorschlag noch am Wahlabend selbst setzte der Amtsinhaber seinen Herausforderer Hollande unter Druck. Inzwischen haben mehrere französische Radiosender eine weitere Radiodiskussion vorgeschlagen, doch auch hier bieb Hollande dabei: Es sei Tradition, dass es nur eine Debatte gibt und es gebe keinen Grund, davon abzuweichen. Sarkozy hat mit seinem Vorschlag zielsicher ins Schwarze getroffen: Er scheint darauf zu spekulieren, dass er Hollande bei einem solchen Duell an die Wand spielt. Dass die SozialistInnen genau das befürchten, zeigt das Nein von Hollande – so durchsichtig die Forderung von Sarkozy auch ist. Zurück bleibt das Gefühl, dass Hollande tatsächlich die Auseinandersetzung scheut.

Der Wahlkampf ging also schon am Sonntag in die zweite Runde. Das gute Abschneiden von Marine Le Pen ließ vor allem ihre WählerInnen in den Vordergrund der Aufmerksamkeit rücken. Am offensichtlichsten tut dies Sarkozy, der sich gleich zu Beginn seiner Rede am Wahlabend an sie richtete. Er habe die Nachricht verstanden, die sie mit ihrem Votum an ihn gerichtet hätten, erklärte er, und er richtete einen Appell an alle „Heimatliebenden“, ihn zu wählen.

Viele werfen Sarkozy vor, sich allzu sehr an den Front National anzubiedern. Beißend kommentierten dies die „Guignols“, eine Satire-Sendung nach dem Vorbild von „Spitting Image“, nach denen der Front National mit 45 Prozent der Stimmen einen historischen Sieg errungen habe: 18 Prozent FN plus 27 Nicolas Sarkozy (nachzusehen hier, Sendung vom 23.4.2012). Ob kommunales Wahlrecht für MigrantInnen oder Halal-Fleisch in den Schul-Kantinen: Es sind in erster Linie Migrations-Themen, mit denen Sarkozy offensichtlich hofft, die Front National-WählerInnen für sich zu gewinnen und Hollande für sie unwählbar zu machen.

Hollande scheint sich entschlossen zu haben, bei seiner bisherigen Wahlkampflinie zu bleiben. Er bekräftigt sein Ja zum kommunalen Wahlrecht für MigrantInnen, auch wenn dies nicht erste Priorität habe. Außerdem setzt er auf die EU und bekräftigt, dass er sich als Präsident für eine Änderung der EU-Politik in Richtung Wachstum statt nur Sparkurs einsetzen werde. Um FN-WählerInnen anzusprechen, reiste er sogleich in Gegenden, in denen Le Pen gut abgeschnitten hat und hielt dort Wahlkampfveranstaltungen ab – ähnlich Sarkozy.

Dieser hat sogleich eine weitere Kontroverse losgetreten, nämlich über den 1. Mai. An diesem Tag will Sarkozy die „wahre Arbeit“ („vrai travail“) feiern, mit einer Kundgebung am Trocadéro in Paris. Sogleich wurde ihm vorgeworfen, Arbeitslose und ArbeitnehmerInnen gegeneinander auszuspielen. Andere sehen darin einen Angriff auf die Gewerkschaften, mit denen er sich schon im Wahlkampf einige Scharmützel geliefert hatte. Hollande selbst wird an diesem Tag keine Kundgebung abhalten, der Tag der Arbeit gehöre den ArbeiterInnen und ihren VertreterInnen, so sein Argument.

Neben dem großen Aufmarsch der Linken gibt es an diesem Tag auch einen großen Auftritt des Front National, für den dieser Tag ganz im Zeichen von Jeanne d´Arc steht. Die Rede von Marine Le Pen wird ebenfalls mit großer Spannung erwartet, auch wenn nicht davon auszugehen ist, dass sie eine Wahlempfehlung für einen der beiden Kandidaten abgeben wird.

Die Rolle von Le Pen ist interessant. Denn im Grunde würde ja auf der Hand liegen, dass sie eher für Sarkozy eine Wahlempfehlung ausspricht. Strategisch jedoch, so vermuten manche, habe sie ein Interesse an einer Niederlage von Sarkozy. Denn sie habe bereits die Parlamentswahlen im Juni im Aug und im Falle einer Niederlage von Sarkozy hoffe sie darauf, dass die Regierungspartei UMP implodiert. Dies würde es dem FN ermöglichen, sich als Alternative zu etablieren. Ob diesen strategischen Überlegungen auch die WählerInnen folgen, sei allerdings dahin gestellt. Ebenfalls, ob sie die Form des Zweikampfs goutieren, den sich die beiden Kandidaten nun liefern. Der Karikaturist Plantu zeichnet dazu in Le Monde seine Zweifel: Die Karikatur zeigt die beiden, wie sie die FN-WählerInnen zu verführen versuchen, während sie sich gegenseitig das Hackl ins Kreuz stecken. Kommentar der WählerInnen: „Kennst Du die?“ „Nein, noch nie gesehen.“ Daneben lachen sich Marine und Jean-Marie Le Pen ins Fäustchen.

Im Moment sagen die Umfragen noch einen eindeutigen Wahlerfolg von Hollande voraus. Doch wie die letzten Tage gezeigt haben, wird sich in den noch verbleibenden Tagen bis zum 6. Mai ein harter Kampf zwischen den beiden Kandidaten abspielen. Es scheint nicht sehr wahrscheinlich, dass der Amtsinhaber diesen Abstand noch aufholen kann, doch wer weiß, ob die Wahlkampfmaschine Sarkozy nicht angesichts dieser Herausforderung doch noch zur Höchstform aufläuft. Am 2. Mai ist dann das große TV-Duell zwischen den beiden Politikern – mal sehen, ob sie sich tatsächlich in der Luft zerreißen. (Dieser Artikel erschien auch auf www.paroli-magazin.at)